Eine der ältesten Glocken Wiens läutet wieder
Eine der ältesten Glocken Wiens wird nach 75 Jahren zu Ostern erstmals wieder erklingen: Das aus dem 13. Jahrhundert stammende "Chorglöcklein" war während der NS-Zeit abgehängt worden und hatte den Krieg in einem Glockenlager außerhalb Wiens überstanden. Seit 1946 lagerte die kleine, nur 63 Zentimeter Durchmesser aufweisende Glocke zwar wieder im Stephansdom, allerdings ohne Klöppel auf dem Boden vor der Pummerin. Der Klöppel war zuletzt in einer Mauerritze im Turm wiedergefunden worden.
Am Montag, 20. Februar, war die Glocke nach einer Untersuchung und Instandsetzung durch die Innsbrucker Glockenfirma Grassmayr wieder an ihrem alten Platz im nördlichen Heidenturm und dort im historischen barocken Glockenstuhl montiert worden. Erklingen soll sie erstmals zur Vesper am Ostersonntag, 16. April.
Initiiert hatte die Instandsetzung der Leiter der Dommusik St. Stephan, Markus Landerer. Er hatte zu seinem 40. Geburtstag im vergangenen Jahr um Spenden anstelle von Geschenken zur Instandsetzung gebeten. So sei "ein stattliches Sümmchen zusammengekommen", was die Wiederherstellung der Glocke ermöglichte.
Er habe sich schon vor längerer Zeit geradezu verliebt in diese kleinste der Glocken im Stephansdom. Die rund 150 Kilogramm schwere Glocke sei ein "Meisterwerk der Glockengießkunst", so Landerer gegenüber "Kathpress". Sie verfüge über einen angesichts ihres Alters erstaunlichen Klang, was von der "hervorragenden Qualität" der Glocke zeuge. Viele jüngere Glocken würden klanglich nicht an sie heranreichen, so der Domkapellmeister.
Laut Domarchivar Reinhard Gruber war die Glocke am 16. März 1942 demontiert und in ein Glockenlager außerhalb Wiens gebracht worden. Es sei ein Glück, dass sie nicht - wie andere Glocken - eingeschmolzen wurde. Nach Kriegsende war die Glocke dann am 18. Jänner 1946 wieder in dem Dom retourniert worden, wo sie seither unbenutzt zu Füßen der Pummerin stand.
Quelle: kathpress