Graben zwischen Arm und Reich "schlichtweg obszön"
Als "schlichtweg obszön" bezeichnet der Wiener Moraltheologen Gunter Prüller-Jagenteufel das Einkommens- und Vermögensgefälle in der Gesellschaft: "Wenn ein Generaldirektor heute 300-mal mehr verdient wie der Durchschnittsverdiener in seinem Konzern, muss man sich fragen, ob jemand überhaupt 300-mal mehr leisten kann", gab Prüller-Jagenteufel in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" anlässlich des "Internationalen Tags der sozialen Gerechtigkeit" am 20. Februar zu bedenken. Das Gefälle gefährde ein friedliches Zusammenleben, welches auf einer gerechten Güterverteilung basiere.
Dem Leistungsdenken hält der Moraltheologe den christlichen Grundsatz entgegen, jeder habe Anteil am von Gott Geschaffenen. Ein Recht, Dinge nur für sich zu behalten, oder die Idee, sich alles selbst verdient zu haben, lasse sich mit diesem christlichen Grundsatz nicht vereinbaren. Schließlich gebe es immer Dinge, "die ich unverdient bekommen habe, und seien es nur meine Talente".
Gerechtigkeit sieht der Moraltheologe als Ideal, das die Richtung vorgibt, dem "wir uns aber nur Schritt für Schritt annähern können". Soziale Gerechtigkeit zu erarbeiten sei "ein wahnsinnig kompliziertes Gebilde" und es bestehe die Gefahr, "dass sich jene Lösungen durchsetzen, die uns bequem erscheinen".
Christen stehen gesellschaftlich laut Prüller-Jagenteufel in der Pflicht, jenen zu helfen, die Not leiden; "indem ich mich persönlich zur Verfügung stelle für andere, die Not leiden - über professionelle Hilfsdienste, indem ich Geld spende oder mich selbst einbringe, Nachbarschaftshilfe organisiere, bei der Suppenküche meiner Pfarre aushelfe usw."
Politische Verantwortung trage der Christ vor allen an Wahltagen: "Ich muss nach meinem christlichen Gewissen eine Partei wählen, von der ich weiß, dass sie die christlichen Ideale vertritt."
Quelle: kathpress