Kärntner Bischof und Landessuperintendent gemeinsam in Rom
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz und der Kärntner Landessuperintendent Manfred Sauer reisen am Montag zu einer ökumenischen "Pilgerfahrt" nach Rom. Die beiden stehen an der Spitze einer rund 40-köpfigen katholisch-evangelischne Delegation. Auf dem Programm der Reise stehen u.a. eine Teilnahme an der Papstaudienz am Mittwoch, Gespräche mit Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, und Kurienbischof Josef Clemens, ehemaliger Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien. Weiters wird die Kärntner Delegation auch die deutsche evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom sowie das Päpstliche Kolleg Santa Maria dell'Anima besuchen. Anlass der Romreise, die bis 18. Februar dauert, ist das Reformationsjubiläum 2017.
In Kärnten gebe es ein "gutes und stabiles ökumenisches Klima", betonten Schwarz und Sauer vor kurzem beim Kärntner Auftakt zum Jubiläumsjahr, als sie gemeinsam einem Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Klagenfurt vorstanden. Bischof Schwarz rief dazu auf, "das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, gemeinsam die Glaubenskraft der Menschen zu stärken und ein gemeinsames Glaubenszeugnis zu geben". Schon jetzt würden die katholische und die evangelische Kirche in Kärnten mit einer Stimme in der Gesellschaft sprechen und "gemeinsam Christ-Sein leben", was ihn froh und dankbar mache.
In Kärnten, wo der Anteil von Mitgliedern der evangelischen Kirche nach dem Burgenland mit 10,3 Prozent der zweithöchste in Österreich ist, sei in der "ökumenischen Weggemeinschaft" bereits viel gewachsen, betonte Superintendent Sauer. Zwischen Katholiken und Protestanten gebe es viele gemeinsame Handlungsfelder, allein schon im Sozialbereich, wo Caritas und Diakonie in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder in der Flüchtlingshilfe eng zusammenarbeiten würden. Immer wieder sei es laut dem Superintendenten auch gelungen, "als christliche Kirchen in Kärnten auch zu heiklen tagespolitischen Entwicklungen gemeinsam klar Stellung zu beziehen".
Stärkster Moment des Wortgottesdienstes war eine von beiden Seiten ausgesprochene Vergebungsbitte. Bischof Schwarz sprach von "Missverständnissen, Böswilligkeiten und Verletzungen" gegenüber der Evangelischen Kirche und bat um Vergebung "für alle Kränkungen, die durch die Katholische Kirche in der Vergangenheit geschehen sind". Sauer erinnerte an "Versäumnisse im ökumenischen Miteinander", für die er um Vergebung bat. Vergebung sei Voraussetzung für "echte ökumenische Begegnung" und eröffne die Chance, "Fehler zu erkennen, daraus zu lernen, umzukehren und immer wieder neu anzufangen", so der Superintendent.
Kärntner auf Luthers Spuren
Die Kärntner Gruppe wird bei ihrer Romfahrt auch auf den Spuren Martin Luthers unterwegs sein. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen zur Reformation der Kirche veröffentlicht; sieben Jahre vorher, im Spätsommer 1510, hatte sich Luther zusammen mit einem Mitbruder seines Ordens, der Augustiner, nach Rom begeben. Sie kamen nach Rom, wo sie vier Wochen verweilte. Anlass zur Romreise war der Streit unter den Augustinern über die Zukunft der strengen Regel, die dem päpstlichen Hof unter Julius II. näher gebracht werden sollte.
Die Verhandlungen gingen um das ordensintern umstrittene (und letztlich gescheiterte) Projekt der Union der strengen Augustiner-Observantenklöster mit den liberaleren Augustinerklöster. Auftraggeber der Romreise war der Generalvikar der deutschen Observanten-Kongregation des Augustinerordens, Johann von Staupitz. Dieser wollte den jungen Ordensmann durch die Entsendung nach Rom fördern. Der spätere Reformator kam deshalb zu Ordensgeneral Egidio da Viterbo (1469-1532), dem er Bericht erstattete und vor dem er die Union verteidigte.
Luther legte in Rom auch eine dritte Generalbeichte ab und ging auf Knien die "Heilige Treppe" (Scala Santa) am Lateran hinauf, um Sündenvergebung für sich zu erlangen und seine verstorbenen Verwandten aus dem Fegefeuer zu befreien. Der spätere Reformator zweifelte damals noch nicht an der römischen Buß- und Ablasspraxis, war aber gleichwohl entsetzt über den Unernst und Sittenverfall, die ihm in Rom begegneten.
Die Romreise war die längste und weiteste Reise im Leben Luthers. Sie gilt als ein Schlüsselerlebnis und wurde von Luther selbst in späteren Schriften und Reden immer wieder erwähnt.
Quelle: kathpress