Pühringer war "wohlmeinender Dialogpartner" der Kirche
Mit Josef Pühringer verliert die Kirche in Oberösterreich einen "wohlmeinenden Dialogpartner" als Landeshauptmann. Mit dieser Würdigung reagierte Diözesanbischof Manfred Scheuer am Freitag in einer "Kathpress" vorliegenden Stellungnahme auf den Rücktritt Pühringers. Lob kommt in der Stellungsnahme auch von Caritas-Direktor Franz Kehrer: Der scheidende Landeshauptmann habe stets den "sozialen Ausgleich" im Blick gehabt. Pühringer übergibt sein Amt am 6. April nach 22 Jahren an seinen Nachfolger Thomas Stelzer.
Die Zusammenarbeit im Bildungswesen, bei sozialen Fragen und der Entwicklungshilfe, die Förderung von Bauprojekten in den Pfarren und der Erhalt des kirchlichen Kulturguts seien ihm ein Herzensanliegen gewesen, so Scheuer. Er habe trotz der Fülle an Verantwortung und Aufgaben den konkreten Mensch "nicht aus dem Blick verloren" und in seinem politischen Handeln stets "das Gemeinsame vor das Trennende" gestellt. "Ich möchte ihm dafür meinen tiefen Dank aussprechen und ihm Gottes Segen für die Zeit nach der Politik wünschen."
Franz Kehrer sagte, Pühringer sei stets der "soziale Ausgleich" wichtig gewesen. Das zeige sich etwa bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung und alten Personen. Danken wolle er dem scheidenden Landeshauptmann auch für sein Engagement in der Entwicklungshilfe. Pühringer habe sich immer wieder persönlich ein Bild von Projekten in den Partnerländern der Caritas Oberösterreich gemacht. "Ich hoffe darauf, dass sein Nachfolger das Wohl aller Menschen in Oberösterreich im Blick hat und das soziale Miteinander ganz oben auf die politische Agenda setzt."
EZA, Bildung, Wissenschaft, Kultur
Der ehemalige Religionslehrer Josef Pühriger war der Kirche auch im Laufe seiner politischen Karriere immer verbunden. So stieg in seiner Zeit als Referent für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) das dafür vorgesehene Landesbudget kontinuierlich und beträgt für das Jahr 2017 insgesamt 2,1 Millionen Euro. Damit können mehr als 100 Projekte im Bereich der EZA unterstützt werden, die fast 600.000 Menschen Hilfe zur Selbsthilfe geben, so die Aussendung der Diözese. Diese finanzielle sei auch kirchlichen bzw. diözesanen Einrichtungen und deren Projekten in Entwicklungsländern zugute gekommen.
Auch im Bereich Bildung, Wissenschaft und Kultur sei Pühringer stets ein großer Förderer der katholischen Kirche in Oberösterreich gewesen. So habe das Land Oberösterreich unter seiner Ägide nicht nur die Katholische Privat-Universität unterstützt, sondern sei auch Mitveranstalterin der renommierten Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster, die heuer bereits zum 18. Mal stattfand. Eine ebenso "befruchtende kulturelle Zusammenarbeit" zwischen Land Oberösterreich und Kirche sei 2016 das "Höhenrausch"-Kulturprojekt zum Thema "Andere Engel" gewesen. Großzügige Landeszuschüsse ermöglichten die Renovierung bzw. den Neubau von Pfarrheimen und Pfarrkirchen bzw. die Umgestaltung von Altarräumen.
Das Engagement des scheidenden Landeshauptmannes für ein menschenwürdiges Leben für alle zeige sich in Preisen, die er initiierte bzw. unterstützt. So vergibt das Land etwa seit 1996 den "Menschenrechtspreis", der bereits an kirchliche Einrichtungen ging, bzw. unterstützt den "Solidaritätspreis" der Linzer "KirchenZeitung". Pühringer würdigte mit Landesauszeichnungen auch regelmäßig das Engagement von Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche engagieren.
2012 wurde von Pühringer der österreichweit einzigartige Religionsbeirat ins Leben gerufen. Darin sind alle in Oberösterreich aktiven anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften vertreten. Der Beirat tritt unter seinem Vorsitz halbjährlich zu Arbeitstreffen zusammen.
Kirchliche Auszeichnungen
Am 14. Dezember 2004 wurde Josef Pühringer von der damaligen Katholisch-Theologischen Privatuniversität (heute Katholische Privat-Universität) Linz die Würde eines Ehrensenators verliehen. Am 5. Juli 2005 zeichnete der damalige Diözesanbischof Maximilian Aichern Landeshauptmann Pühringer mit dem Großkreuz zum Orden des hl. Papstes Silvester I. ("Silvesterorden") aus.
Quelle: kathpress