Trump kann für Europa ungewollt nützlich sein
Die politische Entwicklung in den USA könnte für Österreich und Europa letztlich nützlich sein. Das hat der Wiener Pastoraltheologe und Religionssoziologe Paul Zulehner in einem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 12. Februar) dargelegt. Ein "Vorteil für uns in Europa" sei, dass Politik in der Art Donald Trumps einen schlechten Ruf bekommen habe: "Er hat damit unsere Rechtspopulisten mit seinem Stil ziemlich in Verlegenheit gebracht." Trump verdeutliche mit seiner polarisierenden Art, wohin solche Politik führen kann. Zulehner: "Auch so kann ein amerikanischer Präsident unserem Land und Europa, wenn auch ungewollt, dienen."
In Amerika habe man inzwischen "manchmal das Gefühl, dass das Motto insgeheim lautet: 'Make America hate again'", also "Lass den Hass in Amerika wieder auferstehen", wie Zulehner Trumps Abgrenzungsparole übersetzte. Die nun zu beobachtende Ausländerfeindlichkeit habe zunächst nichts mit christlichen Werten und religiösen Symbolen zu tun, stellte der Theologe klar, sie könne durch Religion aber verschärft werden. Dieses Phänomen gebe es auch im "atheisierenden Osteuropa", im buddhistisch geprägten Myanmar oder im hinduistisch geformten Indien. Xenophobie befalle "Menschen, die sich mit Vielfalt schwer tun". Für sie sei Vielfalt nicht, wie der Vatikan in einem Text zur Migration schrieb, Reichtum, sondern Bedrohung, wies Zulehner hin.
Trump löse den politischen Spagat zwischen Sicherheit und Religionsfreiheit populistisch zu Gunsten der Sicherheit, analysierte der emeritierte Wiener Pastoraltheologe. "Mit dieser einfachen Lösung greift er die Ängste vieler in seinem Land auf, verschärft sie aber dadurch zugleich." Dadurch gerieten nicht nur Einreisewillige aus den von Trump "gebannten" Ländern unter Verdacht.
Zulehner kann dem verstärkten Interesse an religiösen Themen wie die US-Politik, Kopftuch oder Kreuz durchaus auch Positives abgewinnen, wie er sagte. Dass "wir wieder ein Land, in dem Religion Interesse gewinnt", würden, belebe die Kultur, stärke das Gewicht des Religionsunterrichts, fördere den interreligiösen und weltanschaulichen Dialog. Kirchliche Bildungsveranstaltungen würden neuestens gut besucht. Zulehner sieht "eine Zeit mit vielen Chancen, unsere Kultur, gestützt auf gute Traditionen, als eine offene Kultur weiter zu entfalten".
Quelle: kathpress