Schönborn-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien
Im Bassanosaal des Kunsthistorischen Museums Wien (KHM) werden ab kommendem Dienstag unter dem Titel "Sammlung" sechzehn großformatige Tableaus von Philipp Schönborn - dem älteren Bruder des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn - gezeigt.
Die mosaikartig zu einem Gesamtbild komponierten Motive sind traditionsreichen Museumssammlungen entnommen - etwa der Münchner Alten Pinakothek, dem Kölner Wallfraf-Richartz-Museum oder dem Züricher Museum Rietberg. "Aufgrund ihrer räumlichen Geschlossenheit könnte man Schönborns Ausstellung als ein Museum im Museum bezeichnen", heißt es in der KHM-Ankündigung. Genau genommen gehe es bei den Tableaus um ein Wechselspiel zwischen der Photographie, den Kunstwerken und ihrer Präsentation in den Museen. Zwei monumentale Tableaus, die für die Ausstellung entstanden, zeigen Highlights aus der Gemäldegalerie und der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums.
Philipp Schönborns fotografisch-künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Natur, Kunst, Religion, Licht und Farbe begann 1990. Er bündelt seine Aufnahmen dabei in einer für ihn typischen modularen Präsentationsform jeweils zu einem großen Bildobjekt: Zu sehen sind Gewandfalten, Köpfe, Hände oder Ornamente bis hin zu reinen Farbfeldern von Gemälden und Skulpturen verschiedener bedeutender Kunstmuseen. Mit dem seit 2007 entstandenen Zyklus "Sammlung" werden die Geschichte und die Systematik von Museumssammlungen bildlich reflektiert.
Zur Ausstellung wird ein Katalog im Bucher Verlag herausgegeben. Ein umfangreicher Aufsatz von Annette Philp darin stellt das fotografische Werk von Schönborn erstmals in einen kunsthistorischen Zusammenhang und bettet die Tableaus in die Entstehungsgeschichte des Museums sowie die Wunderkammerzeit ein.
Philipp Schönborn wurde 1943 in Prag geboren, wuchs wie sein Bruder in Vorarlberg auf und lebt heute in München. Mit Aufnahmen zeitgenössischer installativer Kunst hat er sich seit den 1980er Jahren international einen Namen gemacht, seit 1993 stellt er eigene Fotokunstwerke aus (u.a. "Heilige Bilder", Schwäbisch Hall 1993; "Saint Etienne et Sainte Therese de Lisieux", Paris 1996; "Credo", München 1999; "Heiliges Land", Berlin 2005; "Natur Religion", Luzern 2014). Seine Ausstellung im KHM dauert von 14. Februar bis 3. September 2017.
Erst spät zum Glauben gefunden
Der ORF widmete den beiden Brüdern Philipp und Christoph Schönborn im Osterprogramm 2016 ein Doppelporträt unter dem Titel "Der Kardinal und der Künstler", das nach wie vor auf YouTube abrufbar ist (www.youtube.com/watch?v=Xxw_QjbHpQQ). Darin erzählte der Wiener Erzbischof unter Verweis auf seinen künstlerisch tätigen Vater, in der Familie Schönborn sei Kunst immer präsent gewesen. Beim Glauben war das für Philipp nicht der Fall, wie er im Film schilderte: In seiner Jugend habe er nur das weibliche Geschlecht und allenfalls Alkohol im Sinn gehabt, sei "30 Jahre lang in keiner Kirche" gewesen, habe erst über eine indische "Heilige" wieder zum Glauben gefunden. Heute betrachte er Gott als Zentrum seines Lebens und Schaffens.
Früher sei sein Bruder der "badie" gewesen, er selbst der "goodie", merkte Christoph Schönborn in dem Streifen Robert Neumüllers schmunzelnd an. Nun gehe die künstlerische Entwicklung Philipps "immer mehr auf den Punkt Omega - auf Christus - zu". Er hoffe dasselbe für seine eigene Entwicklung, so der Kardinal.
(Info: www.khm.at und www.philippschoenborn.com)
Quelle: kathpress