Alle Glaubensrichtungen "im selben Boot"
In Bezug auf die Zukunft des Religionsunterrichtes müssen die Vertreter der Religionen angesichts der gesellschaftlichen Säkularisierung "erkennen, dass wir alle im selben Boot sitzen". Deswegen rät Alexander van Dellen, Religionspädagoge an der Universität Innsbruck, im Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen (Ausgaben 12. Februar) zu einem Schulterschluss. Zusammenarbeit zwischen Konfessionen und Religionen beim Religionsunterricht, und schon bei der Ausbildung von Lehrkräften wie in Innsbruck und Wien, seien "ein Gebot der Stunde".
Van Dellen: "Wenn es uns gelingt zu vermitteln, welchen Beitrag Religionen für ein friedliches Zusammenleben spielen können, und wir dazu auch an unseren Schulen vermehrt kooperative Modelle religiösen Lernens umsetzen, mache ich mir keine Sorgen um den nach Konfessionen organisierten Religionsunterricht."
Der katholische Religionsunterricht ist zwar nach wie vor sehr beliebt, aber ausruhen dürfe man sich angesichts der hohen Teilnahmszahlen nicht, warnte der Innsbrucker Theologe. Von den rund 70 Prozent der katholischen Schüler/innen in öffentlichen Schulen der österreichischen Bundesländer besuchen beinahe 92 Prozent den Religionsunterricht. An Pflichtschulen seien es 98 Prozent, in AHS 85 Prozent und in BHS 80 Prozent.
Laut van Dellen müsste deutlicher gemacht werden, was der Religionsunterricht für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft leistet. Das sei notwendig, weil der Druck auf den Religionsunterricht steige: Einerseits gebe es wachsende Vorbehalte gegen Religionen allgemein, auch hinsichtlich deren befürchteten Gewaltpotenzials. Andererseits werde immer öfter die Frage gestellt, warum der Staat den Religionsunterricht bezahlen soll.
Bischöfe sollen Rückendeckung geben
Mehr Rückendeckung für den Religionsunterricht unter heutigen Gegebenheiten würde sich der Uni-Assistent für Religionspädagogik von der Österreichischen Bischofskonferenz wünschen. Er erinnerte daran, dass die deutschen Bischöfe bereits in der Würzburger Synode (1971-1975) die Aufgabe und Ziele des Religionsunterrichts auf eine Art und Weise neu definierten, die auch hierzulande Vorbild sein könnte. Damals sei man von der unrealistischen Annahme abgegangen, es mit ohnehin religiös sozialisierten Schülern zu tun zu haben, die man nur etwas tiefer in die Tradition der Kirche einführen müsse.
Stattdessen sei der Religionsunterricht als selbstloser Dienst der Kirche an den jungen Menschen beschrieben worden, die mit unterschiedlichem Hintergrund in diesen Unterricht gingen, sagte van Dellen: Religionsunterricht als Hilfestellung, "gut in dieses Leben hineinzuwachsen", und Befähigung, in weltanschaulichen Fragen Entscheidungen zu treffen. Natürlich gehe es weiterhin auch um die Vermittlung religiösen Wissens, aber nicht mehr darum, primär Schüler für die Kirche zu "rekrutieren", erläuterte van Dellen.
Eine klare Stellungnahme in diese Richtung habe es seitens der österreichischen Bischöfe nie gegeben", bedauerte van Dellen. Die Religionslehrer und -lehrerinnen "fühlen sich von der Kirche oftmals im Stich gelassen, wenn dauernd der leise Vorwurf kommt: 'Wo sind jetzt die jungen Leute in der Kirche?'".
Quelle: kathpress