Europa muss Laboratorium für Religionsdialog sein
Chancen aber auch Grenzen des Dialogs zwischen Religionen und Kulturen standen im Mittelpunkt einer hochrangigen interreligiösen Veranstaltung im niederösterreichischen Stift Melk. Im Rahmen der "Woche der interreligiösen Harmonie", die von der UNO 2010 initiiert wurde, trafen im Benediktinerstift führende Religionsvertreter mit Repräsentanten verschiedener Organisationen, der Diplomatie und der im Dialog engagierten Zivilgesellschaft zusammen. Europa habe aufgrund der staatlich garantierten Religionsfreiheit die Aufgabe, zu einem "Laboratorium fördernden Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher religiöser und säkularer Überzeugung" zu werden, zeigte sich der Melker Abt Georg Wilfinger in seiner Begrüßung überzeugt, wie das Stift Melk am Montag mitteilte.
Dialog sei dabei immer mit einem Risiko behaftet, weil sein Verlauf niemals abzusehen sei, unterstrich Wilfinger. Wo es nicht mehr gelinge, den anderen zu verstehen, beginne das Ringen um die Anerkennung des anderen, so der Abt.
Der niederösterreichische lutherische Superintendent Lars Müller-Marienburg entwickelte in seinen Ausführungen aus den Anliegen der Reformation die zwei Prinzipien Pluralitätsfähigkeit und Demokratiefähigkeit als Beitrag für eine interreligiöse Verständigung ab. Auf die historische Bedeutung Österreichs als Ort der interkulturellen und interreligiösen Begegnung im Zentrum Europas wies Ingrid Oberndorfer vom Christlich-jüdischen Koordinierungsausschuss hin.
An die Eröffnung schlossen sich einzelnen Gesprächsrunden an, die wiederum mit einem Plenum im Kolomanisaal beendet werden. Die Teilnehmer führten Gespräche zu den Themen "Die Liebe zu Gott", "Die Liebe zum Guten" und "Die Liebe zum/r Nächsten". Unter den Teilnehmern der Veranstaltung waren u.a. Bischof Andrej Cilerdzic von der serbisch-orthodoxen Kirche in Österreich, Rabbiner Schlomo Hofmeister, Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Österreichs, der St. Pöltner Caritasdirektor Hannes Zieselsberger und Tarafa Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Mittels einer Videobotschaft richtete Bundesminister Sebastian Kurz seine guten Wünsche für die Veranstaltung aus.
Die "Internationale Woche der Harmonie" wurde vom haschemitischen Königreich Jordanien in der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2010 initiiert und von der Staatengemeinschaft verabschiedet. Das interreligiöse Treffen im Stift Melk fand bereits zum dritten Mal statt. Mitorganisiert wurde das Treffen vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Auch der jordanische Botschafter in Österreich, Hussam AlHusseini, nahm an der Tagung im Stift teil.
Symbolischer Akt war das Gießen von Olivenbäumen. Einer davon wurde bereits vor zwei Jahren im Rahmen des ersten Melker Religionsdialogs gepflanzt. Olivenbäume sind ein Friedenssymbol aus dem Nahen Osten.
Ein meditativer spiritueller Akzent unter dem Motto "Licht und Musik" in der Sitftskirche sowie eine Begegnung im Stiftskeller mit jordanischen Spezialitäten schlossen die Veranstaltung ab.
Quelle: kathpress