Alle Christen zur Heiligkeit berufen
Alle Christen sind zur Nachfolge Jesu und zur Heiligkeit berufen, nicht nur Priester oder Ordensangehörige: Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Predigt in der Vesper zum "Tag des Geweihten Lebens" im Wiener Stephansdom betont. Vor jeder speziellen Berufung gebe es die gemeinsame Berufung im Christsein, so Schönborn: "Wenn eine Ordensschwester oder ein Ordensgründer, ein Mönch oder eine Nonne heiliggesprochen werden, dann werden sie nicht wegen ihrem Stand heiliggesprochen, sondern wegen ihrer Nachfolge." Im Heiligenkalender gebe es keine Stände mehr, sondern nur mehr die Heiligen, "ob Hausfrau oder Universitätsprofessor, ob Papst oder einfache Küchenmagd". Heilig werde man nur durch die Heiligkeit und nicht durch den Stand.
Der Kardinal ermutigte die Ordensangehörigen, auf "Spuren der Heiligkeit" in ihrer Umgebung zu achten. Schönborn: "Bei uns im Kloster war es oft der Blick auf die Laienbrüder. Hier die Studierten, da die einfachen Laienbrüder. Das waren oft ganz besondere Schätze. Sie hatten ein ganz feines Gespür, ob wir, die Studierten, auch ein bescheidenes und demütiges Herz haben oder nicht."
Vielgestaltiges Wirken
Der "Tag des geweihten Lebens" wurde 1997 von Papst Johannes Paul II. am Fest "Mariä Lichtmess" (2. Februar) eingeführt, um die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern. In ganz Österreich laden rund um dieses Datum die Männer- und Frauenorden gemeinsam zu Gottesdiensten, Gebetszeiten und weiteren Veranstaltungen ein. Die Feiern sollen es ermöglichen, mit Ordensleuten in einen Dialog zu kommen und ihre Arbeit und Anliegen kennenzulernen.
Der Tag des geweihten Lebens" soll bewusst machen, "was das Ordensleben in Hingabe an Gott und die Menschen in der Kirche bedeutet - in seiner Vielfältigkeit, in seiner Ausrichtung auf Gott, im Leben im Dienst und im Gebet", sagte Sr. Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der österreichischen Frauenorden. Ordensleute seien vor allem in unzähligen "Einzeldiensten" und in vielen Einrichtungen tätig.
Zsifkovics: Dank an Orden
In Eisenstadt feierten Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Bischofsvikar P. Lorenz Voith mit zahlreichen Ordensleuten in der Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder eine Vesper zum "Tag des Geweihten Lebens". Bischof Zsifkovics dankte den Ordensgemeinschaften für ihre Präsenz und ihre Arbeit in den Gemeinden sowie im kategorialen und sozialen Bereich.
Es sei ihm ein besonderes Anliegen, dass diese Gemeinschaften die kirchliche Landschaft der Diözese durch ihr je eigenes geistliches Profil ergänzen und mitprägen, so der Bischof. Seine drei Anliegen an die Orden: "Pflegt das Gebet - auch für die Diözese und den Bischof! Achtet auf das Gespräch und die Begleitung und seid als lebendige Gemeinschaft ein Zeichen für die Kirche!"
Innsbruck: Prägung für die Kirche
Eine Kirche ohne Orden und ohne neue geistliche Gemeinschaften "würde etwas von ihrem Innersten verlieren", sagte der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler zum Tiroler "Tag des geweihten Lebens". Ordenschristen gäben durch ihr Leben in Verfügbarkeit, Einfachheit und Hingabe an Gott eine "wesentliche Nagelprobe dafür, ob der Glaube in der Gesellschaft einen Wert hat und wie es um die Lebendigkeit des Glaubens in der Kirche steht". Ihr Glaube präge das ganze Lebe der Kirche. Bürgler rief zum Gebet dazu auf, "dass in jungen Menschen der Wunsch nach einem solchen Leben reifen kann".
Oberösterreich: Ökumenische Begegnung
Ökumenische Akzente wurden anlässlich des Reformationsjubiläums beim "Tag des geweihten Lebens" in der Diözese Linz gesetzt. Rund 100 Ordensangehörige aus verschiedenen Ordensgemeinschaften der Diözese Linz und Mitglieder von Säkularinstituten waren gemeinsam mit dem für die Orden zuständigen Bischofsvikar Franz Haidinger in der evangelischen Toleranzgemeinde Rutzenmoos zu Gast.
Der lutherische Pfarrer Martin Rößler zeichnete in einem Vortrag das persönliche Profil Martin Luthers nach. Ausgehend vom verängstigen Luther, bewirkt durch das mittelalterliche Gottesbild eines strengen und gerechten Gottes, zum erlösten und befreiten Luther durch die Wiederentdeckung des Evangeliums zeigte er die mutigen und bekennenden Seiten des Reformators auf, der die Bibel zuinnerst kannte, unzählige Schriften verfasste und dafür angefochten wurde. Im Anschluss an den Vortrag gab eine Führung durch das evangelische Museum Einblick in das Anliegen Luthers und zeigte, wie und welchen Umständen und auch Gefahren sich die Reformation ausbreitete.
190 Ordensgemeinschaften
In Österreich gibt es derzeit 110 weibliche und 80 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 3.900 Ordensfrauen, 1.450 Ordenspriester und 420 Ordensbrüder wirken im Land. Die 234 Ordensschulen werden von rund 50.000 Schülerinnen und Schülern besucht, in den 30 Ordensspitälern werden jährlich rund 515.000 Patienten betreut. Darüber hinaus gibt es derzeit zehn Säkularinstitute in Österreich, denen 236 Frauen und ein Mann angehören.
Quelle: kathpress