Klettern kann den Himmel öffnen
Ein Plädoyer für den Klettersport und für Naturverbundenheit hat der Generalvikar der Diözese Gurk-Klagenfurt, Engelbert Guggenberger (63), gehalten. Klettern lasse die Seele "Kontakt zum Schöpfer finden" und helfe auch dabei, in Familie, Beruf und Kirche "besser geerdet zu sein", sagte der Priester und leidenschaftliche Kletterer in einem am Sonntag in der Ö1-Sendung "Erfüllte Zeit" ausgestrahlten Interview. Guggenberger hat die Erfahrungen mit seinem Hobby im soeben bei Styria erschienenen Buch "Was mich zwischen Himmel und Erde hält" verarbeitet.
Der Klettersport sei voller "großer Symbole, bei denen die Seele erkennt, worum es da letztlich geht", sagte Guggenberger. Als Beispiel nannte er die Kletterroute: Sei diese auch schwierig, senkrecht oder sogar überhängend, handle es sich dabei stets um einen "Weg, den es zu bewältigen gilt". Ebenso habe jeder Mensch den Auftrag, seinen Lebensweg zu gehen. Das Klettern und Wandern biete ähnlich wie das Pilgern die heilsame Erfahrung, "dass das Leben als ein Weg zu gestalten ist". Für die Seele sei das Gehen eines Weges insofern "immer sinnvoll", betonte der Generalvikar.
Viele beim Klettern notwendige Grundhaltungen kämen darüber hinaus dem Alltag und auch dem geistlichen Leben zugute, so der aus dem Lesachtal stammende Guggenberger. Dazu gehörten das Überwinden von Angst, das Annehmen von Herausforderungen, das Durchhalten oder auch der Wert der Freundschaft oder Vertrauen.
Besondere Bedeutung maß Guggenberger der Naturbegegnung zu, bei der sich "der Himmel öffne". Seine Erklärung für das "Phänomen der Moderne" des Atheismus: "Seit der Mensch in der Umwelt nur mehr in seinen eigenen Kreationen bewegt, zweifelt er an der Herkunft der Dinge von woanders. Wenn ich nur noch Beton an den Häusern, Asphalt der Straßen und Glas an den Fassaden sehe, kommt leicht der Gedanke, dass es nichts anderes außer den Menschen gibt." Bauern, Hirten und eben auch Bergsteigern, die viel in Kontakt mit den Jahreszeiten stehen, komme der agnostische Gedanke, es könnte keinen göttlichen Ursprung der Welt geben, gar nicht.
Das Klettern bekam der Sohn der Hüttenwirte des Hochweißsteinhauses (1868m) in den Karnischen Alpen in die Wiege gelegt. Von Kind an kletterte er viel, half bis zur Priesterweihe mit 25 Jahren jeden Sommer auf der elterlichen Hütte mit und hatte hier viel Kontakt zu Kletterprofis. Nach dem Studium in Rom schon aus der Übung gekommen, wollte er damit aufhören. Dann bekam er zum 30er von seiner Schwester moderne Kletterschuhe geschenkt und deutete er dies als "familiären Auftrag, dass ich die Klettertradition der Familie fortsetze".
Das "Revival" seiner Leidenschaft habe ihn seither "in ungeahnte Höhen" geführt, sagte Guggenberger. Das Buch darüber schrieb er in der Zeit der Genesung nach einem schweren Alpinunfall, in der er zunächst stark an seiner Einstellung zum Klettern gezweifelt habe. Dann sei ihm jedoch klar geworden, dass der Sport wesentlich zur Entwicklung seiner Persönlichkeit und Lebenssicht beigetragen habe. Klettern sei für ihn ein "guter Baustein des Lebens", so der Generalvikar.
Literaturtipp: Engelbert Guggenberger: Was mich zwischen Himmel und Erde hält. 192 Seiten, erschienen im Jänner 2017 im Styria-Verlag, ISBN 978-3-222-13553-8, Preis: 24,90 Euro)
Quelle: Kathpress