"Orden sind ein Geschenk an die Kirche"
Orden sind mit ihrem spezifischen Zugang zum Glauben ein "Geschenk für die Ortskirche" und sollten entsprechende Förderung erfahren: Das hat der Wiener Bischofsvikar für die Orden, P. Michael Zacherl, gegenüber der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) dargelegt. Zentrale Aufgabe der Orden ist es nach den Worten des Jesuiten, allen Menschen ein Zeugnis für christliche Werte und ihre Umsetzung zu geben. Anlass für das Interview gab der "Welttag des geweihten Lebens", der in den Diözesen rund um das Kirchenfest Maria Lichtmess am 2. Februar begangen wird.
Der "Akzent", den Ordensgemeinschaften durch ihre jeweilige Spiritualität der Kirche geben, würde ohne sie "auf jeden Fall fehlen", so die Einschätzung Zacherls. Allerdings seien heute viele Gemeinschaften mit Tätigkeiten des wirtschaftlichen Überlebens beschäftigt, und ihre Spezifika kämen nur mehr wenig zum Zug. Wünschenswert wäre nach Ansicht des Bischofsvikars, die Spiritualität zu festigen und noch mehr als bisher da zu sein und einzutreten für Bedürfnisse der Menschen. Speziell im Fatima-Jahr sollten sie zudem auch die Marienverehrung fördern.
Orden müssten sich erneuern, so der Standpunkt des Jesuiten, der hier zunächst auf der Ebene der Spiritualität ein "Zurück zu den Quellen" forderte. Bei ihren konkreten Aufgaben bräuchten die Gemeinschaften hingegen den Blick nach vorne, indem sie "Ausschau halten nach den heutigen Nöten der Menschen und der Kirche". Schul- und Spitalsorden, deren Tätigkeiten weitgehend der Staat übernommen habe, könnten auf diesen Sektoren weiterhin "spirituelle Fundamente legen und mithelfen, dass diese Arbeit einerseits in selbstloser Weise und andererseits mit dem Blick auf den Menschen als Ganzes besser wahrgenommen wird", so der Bischofsvikar.
Suche nach Gemeinschaftsleben
Die Nähe zu Christus sei für Menschen heute Hauptmotiv für die Entscheidung zum "geweihten Leben", so die Einschätzung des Jesuitenpaters. Vorrangig sei bei vielen auch der Wunsch, "aus ihrem Leben etwas Sinnvolles zu machen und sich einzubringen für andere". Auch das Gemeinschaftsleben sei für junge Menschen durchaus attraktiv. Derzeit gibt es 24 Postulantinnen und 25 Novizinnen bei den weiblichen Gemeinschaften Österreichs, wobei mit insgesamt 11 Frauen vor allem die Klausurorden auf Interesse stoßen. Die Männernorden verzeichnen 21 Postulanten und 30 Novizen; 20 der 27 Neupriester des Vorjahres kamen aus Ordensgemeinschaften.
Insgesamt gibt es in Österreich laut letztverfügbaren Zahlen derzeit 87 Männerorden mit 1.696 Mitgliedern, von denen 1.305 Priester und 391 Brüder sind. Die 105 Frauenorden verzeichnen 3.643 Mitglieder, wobei 41 Prozent in Krankenorden, 23 Prozent in Schulorden, 16 Prozent in karitativ und sozial engagierten Gemeinschaften, 11 Prozent in Klausurorden und 9 Prozent in einem Missionsorden leben. Auch die neun heimischen Säkularinstitute sind hier zu nennen, deren 216 Mitglieder sich ebenfalls Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten, dabei aber in Privatwohnungen leben und Zivilberufen nachgehen. Für die "Weltinstitute" ist der heurige 2. Februar von besonderer Bedeutung: Vor genau 70 Jahren wurde mit dem Papstschreiben "Provida mater ecclesia" ihre Lebensform rechtlich erstmals institutionalisiert.
Bischöfe und Papst feiern mit Orden
Den Auftakt für die Feiern des diesjährigen "Tag des geweihten Lebens" bildet eine Pontifikalvesper am Sonntag, 29. Jänner, um 15 Uhr im Wiener Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn, der in der Bischofskonferenz der Referatsbischof für die Ordensgemeinschaften ist, sowie zeitgleich eine weitere in der Eisenstädter Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder mit Bischof Ägidius Zsifkovics. Am 1. Februar um 18 Uhr gibt es in der Grazer Stadtpfarrkirche ein Ordensschwestern-Treffen mit Abendlob, Lichtfeier und Agape, im Salzburger Ordenshaus der Barmherzigen Schwestern eine Vesper der Salzburger Orden mit anschließendem Informationstag über das "Freiwillige Ordensjahr". Papst Franziskus wird den 2. Februar mit einer Festmesse mit Ordensleuten im Petersdom begehen.
Quelle: kathpress