Caritas betreibt ersten Supermarkt für Langzeitarbeitslose
20 Transitarbeitsplätze für Langzeitarbeitslose bietet die Caritas Wien jetzt in einem Supermarkt in der Quellenstraße 185 in Wien-Favoriten. Er wird in Kooperation mit dem AMS Wien und der Firma "Spar" als sozialökonomischer Betrieb geführt und verbindet laut Caritas die Interessen des Lebensmittelhändlers mit der Qualifizierung von am Arbeitsmarkt schwer vermittelbaren Mitarbeitern. Die derzeit sehr hohe Arbeitslosigkeit in Österreich erfordere kreative Neuansätze; Projekte wie der erste Supermarkt dieser Art in Wien würden hier "Perspektiven schaffen", betonte Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner bei der Präsentation des Projekts am Freitag. "Menschen, die sonst schwer am ersten Arbeitsmarkt unterkommen, bekommen hier eine Chance und können zeigen, was in ihnen steckt."
Laut AMS-Landesgeschäftsführerin Petra Draxl ist ein Sozialökonomischer Betrieb für viele Menschen, die lange aus dem Erwerbsleben ausgestiegen waren, "der richtige Weg, um wieder Fuß zu fassen". Betriebliche Kooperationen wie jene mit "Spar" halte das AMS für zukunftsweisend, weil sie den Betroffenen den Einstieg in einen Top-Betrieb erleichtern, der ihren weiteren Weg unterstützt." Budgetiert für das Projekt seien 1,8 Millionen Euro pro Jahr, erklärte Draxl der APA. Dass sich der Shop nicht selbst trägt, liege u.a. daran, dass hier wesentlich mehr Personal eingestellt sei als in herkömmlichen "Spar"-Märkten.
"Der 'Spar' in der Quellenstraße ist der einzige Markt, in dem ich mir eine hohe Mitarbeiter-Fluktuation wünsche - wer hier aufhört, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit einen zukunftssicheren Job gefunden", sagte Geschäftsführer Alois Huber. Er betonte, dass in anderen Bundesländern bereits länger solche Kooperationen laufen. So werden nach dem selben Modell drei Filialen in Oberösterreich und je eine in Kärnten und der Steiermark geführt. Schwertner hofft, dass es auch in Wien noch mehr werden.
Das Projekt funktioniert gewissermaßen nach dem Franchise-Modell: Nicht "Spar" selbst, sondern die Caritas fungiert als Betreiberin der Filiale. Neben dem Warenangebot aus Markenartikel und "Spar"-Eigenmarken führt das Geschäft auch Produkte aus anderen Caritas-Projekten. Die 20 Projekt-Teilnehmer durchlaufen möglichst alle Bereiche im Handelsbetrieb und werden dabei von sieben Fachanleitern unterstützt. Personalentwicklung und Coaching helfen beim erfolgreichen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Nach erfolgter Arbeitspraxis im Markt und fachlicher Qualifizierung soll für die Transitarbeitskräfte ein unbefristeter Folgearbeitsplatz im Handel gefunden werden.
470.000 Menschen (oder 10,3 Prozent) waren im Dezember 2016 in Österreich erwerbslos gemeldet. Dem stehen 42.000 offene Stellen gegenüber. In Wien waren Ende Dezember 2016 168.000 Menschen arbeitssuchend bzw in Schulung. Die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen, besonders arbeitsmarktfernern Frauen und Männer umfasst in Wien im Dezember des Vorjahres 72.000 Personen.
Caritas im Einsatz für Arbeitslose
In Wien ist die Caritas gemeinsam mit dem AMS seit 25 Jahren am erweiterten Arbeitsmarkt aktiv - mit Projekten wie dem Restaurant "Inigo" oder dem "Salon Schönbrunn". Im Vorjahr wurden rund 1.000 langzeitarbeitslose Frauen und Männer in verschiedensten Projekten betreut und begleitet. 440 zusätzliche Personen wurden beraten. Die Vermittlungsquote auf den ersten Arbeitsmarkt lag dabei nach Caritas-Angaben bei bis zu 40 Prozent. Mit "magdas Social Business" schafft die Caritas Arbeitsplätze für Menschen mit geringen Jobchancen "und zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziales Handeln kein Widerspruch sind".
Quelle: kathpress