Orthodoxe Kirche hat in Österreich lange Geschichte
Nicht erst die Gastarbeiterbewegung der 1960-er und 70-er Jahre ist der Beginn orthodoxen Lebens in Österreichs. Tatsächlich reicht die Geschichte und Präsenz der Orthodoxen Kirche in Österreich weit in das 17. Jahrhundert zurück. Das unterstrich Mihailo Popovic im Rahmen eines Vortrags am "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID)" am Donnerstagabend. Schon damals habe eine erste massive Wanderungsbewegung mit direkter Auswirkung auf die österreichischen Kronländer eingesetzt, so der Historiker und Byzantinist.
Der Experte für byzantinische Geschichte an der Akademie der Wissenschaften spannte den historischen Bogen von Konstantinopel über die Migration vieler Orthodoxer ins Habsburgerreich bis zur Entstehung moderner Diasporagemeinden des 20. und 21. Jahrhunderts. Heute würden sich in Wien zahlreiche Spuren orthodoxen Glaubenslebens finden. Von der griechischen Orthodoxie und ihrer langen Tradition in Österreich etwa zeugten die Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit und die Georgskirche im ehemaligen "Griechenviertel" im ersten Bezirk.
Was im 18. Jahrhundert Privilegien der Kaiser waren, seien heute österreichische Bundesgesetze zur Regelung der äußeren Rechtsverhältnisse der orientalisch-orthodoxen Kirchen in Österreich - im Sprachgebrauch das "Orthodoxengesetz". Das Bundesgesetz von 1967 sei auch "fruchtbares Resultat der ökumenischen Bewegung" im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils, so der Historiker, der auch ein enger Mitarbeiter von Metropolit Arsenios (Kardamakis) ist.
Die orthodoxe Kirche existiere als "Einheit in Vielfalt", so Popovic weiter: Die unterschiedlichen Landeskirchen unterscheiden sich in ihren Sprachen, nicht aber in der Lehre. "Können wir von Weltkirche sprechen, wenn wir von der orthodoxen Kirche sprechen?" stellte Popovic als Frage in den Raum: Seine Antwort war ein deutliches "Ja". Die Orthodoxe Kirche habe sich in den letzten 50 bis 60 Jahren über die ganze Welt verbreitet.
In Österreich leben inzwischen bis zu 450.000 orthodoxe Christen. Sieben orthodoxe Kirchen haben hier kirchliche Strukturen und sind in der 2010 gegründeten Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten: Das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe Kirche, die Serbisch-orthodoxe Kirche, die Rumänisch-orthodoxe Kirche, die Bulgarisch-orthodoxe Kirche und die Georgisch-orthodoxe Kirche. Manche Kirchen wie die serbisch-orthodoxe sind mit zahlreichen Gläubigen in ganz Österreich vertreten und beheimatet, andere bestehen nur aus einer kleinen Zahl von Gläubigen mit nur wenigen bis einer Kirchengemeinde. Alle gehören sie aber zur einen Orthodoxen Kirche, betonte Popovic.
(Infos: www.orthodoxe-kirche.at)
Quelle: kathpress