Kirchen unterstützen indigene Frauen in Bolivien
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt mit seinem Spendenprojekt 2017 Menschen mit Behinderung und Alleinerziehende in Bolivien. In der Werkstatt der Hilfsorganisation Escuela Taller de Integracion (ETI) erhalten 25 alleinerziehende Frauen (mit oder ohne Behinderungen) eine Ausbildung zur Näherin und Schneiderin und bekommen damit eine Chance auf ein selbstständiges Leben in Würde.
Der Name ETI bedeutet "Schule und Werkstatt für Integration". Der Standort der Nähwerkstatt ist am Stadtrand der bolivianischen Stadt Sucre. Während der dreijährigen Lehrzeit erhalten die Frauen ein Selbsterhalterinnen-Stipendium, Verpflegung, medizinische Versorgung und Physiotherapie. Ihre Kinder werden im projekteigenen Kindergarten betreut oder besuchen die integrative Schule. Sie bekommen je nach Bedarf ärztliche Betreuung, Physiotherapie und Rehabilitation. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung können die Frauen ein eigenes Einkommen erwirtschaften und so ihre Familie selbst erhalten.
ETI setzt sich zudem auch auf gesellschaftspolitischer Ebene für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein und führt Workshops durch, um über die Rechte aufzuklären und zu sensibilisieren.
In Bolivien, das zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas zählt, leben nach Schätzungen der UNO mehr als die Hälfte der 10 Millionen Einwohner in Armut. Meist sind die von Armut betroffenen Indigene, häufig Frauen, die auf dem Land und in den Armensiedlungen der Städte leben. Noch schwieriger ist die Situation für jene mit Behinderungen. Sie erhalten kaum Zugang zu Ausbildung, Arbeit und medizinischer Betreuung.
Die Anzahl der Menschen mit Behinderungen wird in Bolivien auf eine Million geschätzt. Die Zahl wächst ständig, begründet unter anderem durch Unterernährung und fehlende finanzielle Mittel, um einen Arzt aufzusuchen. In den letzten Jahren gab es zwar viele positive Entwicklungen, die auch gesetzlich verankert wurden, aber der Weg vom Gesetz zur Umsetzung ist weit.
Der "Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich" (ÖRKÖ) besteht seit 1958. Dem ÖRKÖ gehören derzeit 16 Kirchen an: "Volle Mitglieder" sind Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-orthodoxe Kirche und der Bund der Baptistengemeinden sind "Mitglieder mit beratender Stimme". Eine Reihe weiterer Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.
Sammlung bei Ökumene-Gottesdiensten
Jedes Jahr setzt der Vorstand des ÖRKÖ ein bestimmtes Spendenprojekt auf seine Agenda. Vor allem - aber nicht nur - währen der zahlreichen Gottesdienste in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) wird dafür gesammelt. So beispielsweise auch beim zentrale ÖRKÖ-Gottesdienst am 20. Jänner um 18 Uhr in der syrisch-orthodoxe Kirche Mor Ephrem (Stefan-Fadinger-Platz 1) im zehnten Wiener Gemeindebezirk.
Auch bei einem ökumenischen Gottesdienst in der methodistischen Kirche in Linz wurde für das Projekt in Bolivien gesammelt. An dem Gottesdienst am Mittwochabend nahmen Vertreter der katholischen, lutherischen, reformierten, methodistischen, koptischen, rumänisch-orthodoxen und serbisch-orthodoxen Kirche teil. Von katholischer Seite feierten u.a. Bischof Manfred Scheuer und Altbischof Maximilian Aichern mit.
"Was drängt uns? Was treibt uns an?" Diese Frage stellte Gastgeber Pastor Martin Siegrist an den Beginn des Gottesdienstes. Drängen, Bedrängt-Werden und Druck würden Menschen vom Leben abschotten, voneinander und vor Gott abschotten, so der methodistische Pastor.
Das Trennende - auch der christlichen Kirchen untereinander - wurde im Altarraum am Beginn des Gottesdienstes durch eine "Trennwand" aus Schachteln symbolisiert. Diese wurde zeichenhaft während des Gottesdienstes von den Kirchenvertretern gemeinsam abgetragen.
Auch die altkatholische Pfarrerin Elisabeth Steinegger griff das Bild der Mauer in ihrer Predigt auf. Steinegger sprach von den Mauern, die die Sicht auf die gemeinsame Zukunft als Gottesvolk verstellen. In der Gegenwart gelte es, dem Verbindenden mehr Beachtung zu schenken.
(Infos zum ÖRKÖ-Spendenprojekt unter www.oekumene.at bzw. unter www.brot-fuer-die-welt.at)
Quelle: kathpress