EZA-Experte sieht "Imageproblem" bei Davoser Wirtschaftsforum
Das vom 17. bis 20. Jänner in Davos anberaumte Weltwirtschaftsforum hat laut dem kirchlichen Entwicklungshilfe-Experten Heinz Hödl ein "echtes Imageproblem". Die dort geführten Gespräche sein zwar wichtig, das Forum gleiche aber immer mehr einer Veranstaltung zur "Befriedigung großer Eitelkeiten führender Politiker und Wirtschafter", so der Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Die im Schweizer Konferenzort anwesenden globalen Leader sollten sich mehr als nur Lippenbekenntnisse zu Nachhaltigkeit abringen, forderte Hödl, der auch Vorsitzender der internationalen Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Hilfswerke (CIDSE) ist. Vor allem die größeren Konzerne sollten strengere Regeln zum Schutz von Klima, Umwelt, Sozialstandards und Verbraucherrechte nicht als Last, sondern als Chance begreifen.
Aktuell nehme er eine Verlagerung der Verantwortung vom Staat zu privatwirtschaftlichen Akteuren hin wahr, die über ihr Handeln keine Rechenschaft ablegen müssten, berichtete Hödl. Dies sei besonders problematisch, "da viele Staaten zu arm und zu schwach sind, um sich gegen immer mächtiger werdende Finanz- und Wirtschaftsakteure zur Wehr zu setzen".
Als Vision für einen möglichen Wandel könne die im November 2015 am UN-Gipfel von Regierungs- und Staatschefs beschlossene "Agenda 2030" dienen, urteilte der Experte. Dieser universale Fahrplan trage der Tatsache Rechnung, "dass ökonomische, soziale und ökologische Ziele in wechselseitiger Abhängigkeit stehen". Unter ausdrücklicher Berufung auf die Menschenrechte würden hier wichtige Ziele formuliert, wie etwa Armutsbekämpfung, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Bekämpfung von sozialer Ungerechtigkeit, Sicherstellung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, Ende der Entwaldung und Klimaschutz.
Kritik übte Hödl auch am neoliberalen Wirtschaftsmodell, das weltweit zum Anwachsen der Kluft zwischen arm und reich beitrage. In den Entwicklungsländern vergrößere der ungebremste Kapitalismus das Ungleichgewicht zwischen einer Minderheit der staatstragenden Eliten und den wachsenden Massen, denen Land, Arbeit, Einkommen und politische Teilhabe vorenthalten werden.
Christen könnten nach den Worten Hödls zur Wiederbelebung einer echten Solidarität auf der Grundlage von Gerechtigkeit und gemeinsamer Verantwortung beitragen. Sie könnten auch eine globale Bewegung anstoßen mit dem Ziel, die Gesellschaft und die einzelnen Menschen zu stärken und einen tiefgreifenden Wandel herbeizuführen, so die Hoffnung des Kirchenexperten.
Quelle: kathpress