Schönborn in "Pfarre Neu": "Lebensformen weiterentwickeln"
Die Erzdiözese Wien bleibt bei ihrer laufenden Diözesanreform auf Kurs: So sind mit Jänner in Folge von Pfarrzusammenlegungen gleich drei "Pfarren Neu" entstanden. Konkret wurde im 4./5. Gemeindebezirk aus den Pfarren St. Elisabeth, St. Florian, St. Karl Borromäus, St. Thekla und Wieden die neue Pfarre "Zur Frohen Botschaft". Im 15. Bezirk bilden ab sofort die Pfarren Neufünfhaus, St. Anton, Rudolfsheim und Schönbrunn-Vorpark die neue Pfarre "Hildegard Burjan" und im Entwicklungsraum Wiener Neustadt Nord wurden die Pfarren Felixdorf, Sollenau und Theresienfeld sowie die Teilgemeinde Siedlung Maria Theresia zur neuen Pfarre "Zum Guten Hirten im Steinfeld".
Bei einem Gottesdienst mit rund 700 Gläubigen und einem "Startfest" am Sonntag, 8. Jänner, in der neuen Pfarre "Zur Frohen Botschaft" überreichte Kardinal Christoph Schönborn symbolisch die Schlüssel zu den zusammengeführten Pfarren an Pfarrer Gerald Gump, der diese "Pfarre Neu" leitet. Im Gepäck hatte Kardinal Schönborn außerdem als Gastgeschenk ein Evangeliar.
Die gesellschaftliche Dynamik und Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur würden auch vor den Kirchentüren nicht Halt machen, sagte Schönborn in der TV-Sendung "Wien heute" am 8. Jänner. Die Zusammenarbeit der Pfarren setze ein hohes Maß an Dynamik frei. Auch wenn es Widerstände gegeben habe, so würden inzwischen doch viele Menschen in den Pfarren merken, dass Veränderung positiv sei: "Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich viel verändert. Und wir müssen uns daher auch in unseren Pfarren, in unseren kirchlichen Lebensformen weiterentwickeln", so Kardinal Schönborn im ORF-Fernsehen.
Gump: Kein seelsorgliches "Lotterie-Spiel"
Pfarrer Gerald Gump unterstrich in "Wien heute", dass er großes Vertrauen auf sein Team vor Ort setze. Schließlich seien es vor allem "tolle Frauen und Männer" vor Ort, die "das Pfarrleben tragen". Er selbst werde die Gesamtleitung innehaben und darauf vertrauen, "dass viele gute Leute dort ihren Dienst vor Ort tun". Erleichterungen erwartet sich Gump laut ORF-Bericht in der pfarrlichen Administration. Einen Vorteil sehe er außerdem darin, in jeder Pfarre jeweils eigene pastorale Schwerpunkte setzen zu können. Mit bloßen Einsparungen oder Zentralisierung habe die Reform jedenfalls nichts zu tun, so Gump. Wichtig sei ihm die Kontinuität in der seelsorglichen Betreuung: Ein "Lotterie-Spiel" um den jeweiligen Dienst beim Sonntagsgottesdienst in den einzelnen Pfarren werde es nicht geben.
Eine Sonderstellung kommt im Rahmen der Umgestaltung im 4./5. Bezirk der Karlskirche zu. Als Rektoratskirche bleibt sie mit einer eigenen Gemeinde und eigenem Pfarrleben erhalten - einzig die pfarrbezogenen Angelegenheiten, die alle Bewohner des Gemeindegebiets der Karlskirche betreffen, werden künftig von der neuen Pfarre "Zur Frohen Botschaft" übernommen.
Nächste "Pfarre Neu" im Herbst
Vor acht Jahren hat Kardinal Christoph Schönborn den diözesanen Reformprozess, der schließlich unter dem Namen "APG 2010" ("Apostelgeschichte 2010") startete, in einem Hirtenbrief angekündigt. Ziel des Prozesses ist eine strukturelle Verschlankung bei einer gleichzeitigen Belebung der Pfarren durch missionarische Impulse. Die ursprünglich rund 660 Pfarren auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien wurden dazu zuletzt in 140 "Entwicklungsräume" eingeteilt. Innerhalb dieser Entwicklungsräume sollen verschiedene Formen pfarrlicher Kooperation bis hin zur Gründung neuer Pfarren ("Pfarre neu") beraten und umgesetzt werden.
Innerhalb der neu gebildeten größeren "Pfarre Neu", wo mehrere Priester wirken, soll es Filialgemeinden geben, die von Laien ehrenamtlich geleitet werden können. Durch die in den "Pfarren Neu" geplanten Leitungsteams mit drei bis fünf Priestern und ehrenamtlich engagierten Laien, soll das Personal leichter entsprechend der vorhandenen Fähigkeiten eingesetzt werden können. Die nächste Errichtung einer "Pfarre neu" ist für den Herbst 2017 geplant. Dann soll im 20. Wiener Gemeindebezirk aus den Pfarren Allerheiligen-Zwischenbrücken, Zum Göttlichen Erlöser und Muttergottes im Augarten eine neue Pfarre gebildet werden.
Im Bereich der Erzdiözese Wien, zu der neben Wien das östliche und südliche Niederösterreich gehören, leben rund 2,6 Millionen Menschen. Die Zahl der Katholiken beträgt 1,22 Millionen (Stichtag 1. Jänner 2016), der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung beläuft sich daher auf rund 47 Prozent (in der Stadt Wien 38 Prozent). In der Erzdiözese Wien wirken laut amtlicher Kirchenstatistik 462 eigene Diözesanpriester, 169 Diözesanpriester aus anderen Diözesen, 475 Ordenspriester und 186 ständige Diakone. Dazu kommen u.a. rund 240 Pastoralassistentinnen und -assistenten.
Quelle: kathpress