Europäer sind "spirituell etwas ausgebrannt"
Für eine neue Besinnung auf die kirchliche Spiritualität tritt der Linzer Bischof Manfred Scheuer ein. Während die Menschen in vielen anderen Weltregionen selbstverständlich religiös seien und es etwa in Lateinamerika "keine Kluft zwischen Glaube und Alltag" gebe, sei man in Europa "vielleicht etwas müde geworden und spirituell ausgebrannt", sagte Scheuer am Dreikönigstag im Linzer Dom. Er sehe gegenwärtig eine Herausforderung darin, die Innerlichkeit des Glaubens und die Sehnsucht nach Gott zu stärken, so der Bischof in seiner Predigt zum Fest "Erscheinung des Herrn". Die Gläubigen sollten die Schönheit des Glaubens in Liturgie, Musik, Kunst, Ritualen und Wallfahrten zeigen.
Gleichzeitig dürfe Spiritualität nicht von der realen Lebenswelt entfremden und etwa für die Notlagen von Menschen gleichgültig machen. Dies wäre "fatal", betonte der Bischof. "Vom Evangelium her gibt es einen inneren Zusammenhang der Mystik des Herzens und einer Mystik, die im Anderen, im Armen, in den gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Kontexten die Spuren Gottes sucht", sagte er.
Glaube und Gebet seien "keine Beruhigungsmittel, sondern geben höchste innere Freiheit, die dazu befähigt, sich angstfreier und nicht korrumpierbar einzumischen in die Verhältnisse, wie sie sind", so Scheuer. Die Kirche brauche jedoch "personale und sakramentale Räume der absichtlosen Anbetung", sagte der Bischof: "Sonst verlieren wir uns kirchlich in bloßen Strukturfragen, Rechthaberei und im Gezänk der unterschiedlichen Richtungen."
Quelle: kathpress