Kurz besucht Caritas-Hilfsprojekt im Osten der Ukraine
Außenmininster Sebastian Kurz hat am Mittwoch zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs in der Konfliktregion im Osten der Ukraine mehrere humanitäre Nothilfeprojekte besucht, darunter auch ein Gesundheitsprojekt der Caritas Österreich in Mariupol. Im Verbund mit regionalen Caritas-Partnern sorgt die kirchliche Hilfsorganisation entlang eines Teils der sogenannten Kontaktlinie zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den prorussischen Rebellen für die medizinische Notversorgung vor allem von älteren Menschen. In zwölf Dörfern und Kleinstädten im Norden Mariupols, im Osten von Kramatorsk und in Lugansk werden insgesamt 1.200 Patienten mit Medikamenten, Hygieneartikeln und Rehabilitationsbehelfen versorgt.
Die Reise von Kurz bildete den Auftakt des österreichischen Vorsitzes in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Bei seinem Besuch im Koordinationszentrum des Caritas-Gesundheitsprojekts in Mariupol traf der Außenminister unter anderem mehrere ältere Frauen, denen dort geholfen wird. In einer Twitter-Nachricht erinnerte Kurz, dass Österreich im Dezember die Zahlung von zwei Millionen Euro für humanitäre Rotkreuz- und Caritas-Projekte in der Ukraine beschlossen hat.
Begleitet wurde Kurz in Mariupol unter anderem von Caritas-Auslandshilfe-Chef Christoph Schweifer. An der Kontaktlinie, wo es immer noch jeden Tag Granatenbeschuss von beiden Seiten gebe, sei die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen, schilderte Schweifer im Anschluss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Kathpress". Viele der in den Dörfern zurückgebliebenen meist älteren Menschen hätten oft jahrelang keinen Arzt gesehen. Sie können die weiten Wege zur nächsten medizinischen Versorgung nicht zurücklegen.
In dem aus Spenden sowie Fördermitteln der österreichischen Entwicklungshilfeagentur ADA finanzierten Caritas-Projekt gehen Ärzte, Krankenschwestern und Sozialarbeiter direkt zu den Häusern der Menschen, um sie vor Ort zu betreuen und zu versorgen. Im Rahmen des Hilfseinsatzes wurden außerdem 200 Nachbarschaftshelfer ausgebildet, die etwa bettlägerige Patienten betreuen können. Wer noch mobil ist, kann sich auch an Gesundheitsstützpunkte wenden. Dort werden beispielsweise Apothekengutscheine zum Kauf von Medikamenten und Hygienebedarf verteilt.
Caritas: "Humanitäre Tragödie"
"Der Konflikt in der Ukraine ist in erster Linie eine humanitäre Tragödie für die Menschen, die hier an der Kontaktlinie leben", betonte Caritas-Auslandshilfe-Chef Schweifer. In Österreich werde der Konflikt hingegen oftmals in erster Linie als politischer Konflikt betrachtet, bedauerte er.
Seit Ausbruch der Krise in der Ukraine vor drei Jahren hat die Caritas Österreich nach eigenen Angaben insgesamt 260.000 Menschen vor Ort konkret geholfen. 2017 sollen weitere 40.000 Menschen in Not mit Hilfsmaßnahmen erreicht werden. Zu den Schwerpunkten der humanitären Hilfe zählen die Verteilung von Nahrungsmitteln, Brennholz, Medikamenten und Hygieneartikeln, aber auch die Sanierung beschädigter Häuser, Schulen und Spitäler entlang der Kontaktlinie. In mehreren Schulen werden vom Krieg traumatisierte Kinder psychologisch und sozialpädagogisch betreut.
Aktuell bittet die Caritas Österreich insbesondere um Spenden für Lebensmittelpakete und Heizmaterial. Mit einer Spende von 20 Euro erhält eine ukrainische Familie ein Lebensmittelpaket für einen Monat. 25 Euro kostet ein Monat Heizmaterial (Caritas-Spendenkonto bei der Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Ukrainehilfe; Online-Spenden unter www.caritas.at/ukraine)
Quelle: kathpress