Weltfriedenstag im Stephansdom: Kritik an "Wirtschaft, die tötet"
"Gerechtigkeit und Frieden gehören zusammen. Es gibt keinen dauerhaften Frieden ohne Gerechtigkeit": Das unterstrich der langjährige Seelsorger von "Pax Christi Österreich", Franz Sieder, am Sonntag beim Gottesdienst zum Weltfriedenstag im Wiener Stephansdom. Als tiefste Ursache der gegenwärtigen Ungerechtigkeit brandmarkte der vor wenigen Wochen in Ruhestand getretene niederösterreichische "Arbeiterpriester", der seit 20 Jahren im Bundesvorstand der "Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus" (ACUS) tätig ist, das "weltweit verzweigte neoliberale Wirtschaftssystem, das nicht den Menschen zum Ziel hat, sondern nur Profitmaximierung". Es sei dafür verantwortlich, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergetrieben wird, beklagte Sieder.
Diese Kritik an einer "Wirtschaft, die tötet", werde auch von Papst Franziskus vertreten, der den diesjährigen Weltfriedenstag unter das Motto Gewaltlosigkeit stellte: "Gewalt erzeugt auch immer wieder Gegengewalt, und nur durch Verzicht darauf kann der Kreislauf der Gewalt unterbrochen werden", wies der 77-jährige frühere Betriebsseelsorger hin. Konkrete Beispiele seien Mahatma Gandhi und Martin Luther King oder die Arbeit der Gewerkschaften, die mit gewaltlosen Mitteln gekämpft und die Arbeitswelt gerechter und menschlicher gemacht hätten.
Sieder betonte weiters, die Welt könne durch Spenden zwar "menschlicher werden, gerechter wird sie dadurch nicht". Gerechtigkeit bedeute an ungerechten Strukturen zu rütteln und diese zugunsten der Menschen zu verändern. "Es müssen auch die Räuber bekämpft werden und nicht nur die Wunden der von Räubern Wundgeschlagenen verbunden werden", forderte der Geistliche. Recht verstandenes politisches Engagement sei somit immer auch "in Strukturen gegossene Liebe und Gerechtigkeit".
Quelle: kathpress