Große orthodoxe Weihnachtsfeiern in Wien und Landeshauptstädten
Mehreren Hunderttausend Christen in Österreich steht das Weihnachtsfest noch bevor: Ein Teil der orthodoxen Gläubigen feiert, dem Julianischen Kalender entsprechend, erst am kommenden Freitag den Heiligen Abend und am Samstag den Christtag. In der Bundeshauptstadt Wien und in mehreren Landeshauptstädten werden vor allem serbisch-, russisch- und arabischstämmige orthodoxe Christen zu großen, mehrstündigen Liturgien in ihren Kirchengemeinden erwartet.
Das Weihnachtsfest bereits gefeiert haben u.a. die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Es findet bei ihnen ebenso wie in der katholischen und der evangelischen Kirche am 24./25. Dezember statt. Diese orthodoxen Ostkirchen, mit den Griechen an der Spitze, haben nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Gregorianischen Kalender übernommen.
Demgegenüber feiern etwa orthodoxe Serben und Russen Weihnachten noch nach dem östlichen (Julianischen) Kalender. Dieser hinkt seit der Kalenderreform des Jahres 1582 dem damals eingeführten westlichen Gregorianischen Kalender 13 Tage hinterher. Die orthodoxen Weihnachtsgottesdienste finden demnach am 6. Jänner (Heiliger Abend) und 7. Jänner (Christtag) statt.
Der serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, Bischof Andrej (Cilerdzic), feiert in diesem Jahr die Weihnachtsgottesdienste in der neuen serbischen Kirche in Wien-Ottakring (Neulerchenfelder Straße 47). Die Weihnachtsvesper in dem Gotteshaus, das 2014 von der katholischen Erzdiözese Wien an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben worden ist, beginnt am Freitag, 6. Jänner, um 18 Uhr, die feierliche Liturgie zum Heiligen Abend um 24 Uhr. Die Liturgie zu Christi Geburt feiert Bischof Cilerdzic am Samstag, 7. Jänner, um 9.30 Uhr.
Die selben Beginnzeiten gelten für die Weihnachtsgottesdienste in der serbischen St.-Sava-Kathedrale in Wien-Landstraße (Veithgasse 3). Die Kirche wurde 1893 als erste serbische Kirche in Österreich geweiht und ist bis heute Sitz des Bischofs.
In der russisch-orthodoxen Nikolauskathedrale (1030 Wien, Jauresgasse 2) wird das Weihnachtsfest mit der "Nachtwache des Heiligen Abends" am 6. Jänner um 18 Uhr eingeleitet. Um 23 Uhr wird die festliche Nachtliturgie, tags darauf um 10 Uhr die "Liturgie zu Christi Geburt" gefeiert. Die Nikolauskathedrale mit ihren eindrucksvollen Zwiebeltürmen wurde in den Jahren von 1893 bis 1899 neben der russischen Botschaft errichtet. Seit 1946 ist das Gotteshaus die Kathedrale des russisch-orthodoxen Bischofs von "Wien und Österreich".
Wiens koptische Gemeinde feiert Weihnachten am Freitag, 6. Jänner, ab 18 Uhr der Kirche der Heiligen Jungfrau Maria von Zeitoun in der Quadenstraße in Wien-Donaustadt. Der in Wien residierende Mitteleuropa-Bischof Gabriel wird die mehrstündige Liturgie leiten.
Große Wasserweihe am Donaukanal
Zwei Wochen nach ihrem Weihnachtsfest feiert indes griechisch-orthodoxe Diözese Wien am 6. Jänner das Fest der Heiligen Theophanie. Der Gottesdienst mit Metropolit Arsenios Kardamakis beginnt um 9 Uhr in der Kathedrale am Fleischmarkt in der Wiener Innenstadt. Nach dem Gottesdienst findet die spektakuläre "Große Wasserweihe" am Donaukanal statt.
Halbe Million Orthodoxe
Die Gesamtzahl der Gläubigen der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen in Österreich wird auf rund 490.000 geschätzt. Genaue Zahlen gibt es seit 2001 nicht mehr. Dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox) gehören etwa 35.000 Gläubige an, der russisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) rund 40.000. Die meisten orthodoxen Gläubigen in Österreich zählt mit 260.000 die serbisch-orthodoxe Kirche. Zur rumänisch-orthodoxen und bulgarisch-orthodoxen Kirche gehören jeweils rund 40.000 Gläubige.
Die koptisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe und armenisch-apostolische Kirche zählen jeweils rund 10.000 Mitglieder. Der Rest auf 490.000 ist noch schwieriger zuzuordnen. Dazu zählen beispielsweise Gläubige der antiochenischen, georgisch-orthodoxen Kirche, indisch-orthodoxen oder äthiopischen Kirche.
Die Wiener Stiftung "Pro Oriente" verweist diesbezüglich immer wieder darauf, dass es viele orthodoxe Menschen auf Grund der Erfahrungen in früher kommunistisch beherrschten oder immer noch islamisch dominierten Ländern vorziehen würden, auch unter den veränderten Bedingungen im freien Österreich ihr Religionsbekenntnis nicht zu dokumentieren.
Quelle: kathpress