Schönborn würdigt Glaubenszeugnis der koptischen Märtyrer
An jene koptischen Christen, die im Februr 2015 von IS-Terroristen in Lybien bestialisch ermordet wurden, hat Kardinal Christoph Schönborn am Stephanitag (Montag) beim Pontifikalamt im Stephansdom erinnert. Die katholische Kirche begeht am 26. Dezember den Festtag des hl. Stephanus, der als erster Märtyrer bzw. "Erzmärtyrer" der Kirche verehrt wird. Märtyrer wie damals am Beginn des Christentums gebe es auch heute noch, so Kardinal Schönborn in seiner Predigt unter Verweis auf die ermordeten Kopten, von deren Glaubenszeugnis er sich zutiefst bewegt zeigte.
Der Wiener Erzbischof hatte bei seinem Ägyptenbesuch im vergangenen Oktober die Angehörigen der ermordeten Kopten getroffen. Er zeigte sich tief erschüttert über die Bluttat, zugleich aber auch tief bewegt über die Standhaftigkeit der Ermordeten und mit welcher Glaubensstärke die Familienangehörigen ihr Schicksal ertragen. Diese hätten vor allem auch der Versuchung des Hasses und der Rache widerstanden, berichtete Schönborn.
Das Zeugnis der christlichen Märtyrer und ihrer Angehörigen sei das wegweisende Gegenmodell zu jenen Selbstmordattentätern, die sich selbst bzw. von anderen Extremisten und Terroristen als "Märtyrer" bezeichnet würden.
Die 21 Opfer waren als Gastarbeiter in Libyen beschäftigt, als sie von IS-Terroristen entführt wurden. Diese versuchten die Männer durch Folter zum Übertritt zum Islam zu bewegen. Doch alle blieben standhaft und wurden deshalb vor laufenden Kameras enthauptet.
Bei den Recherchen über die Märtyrer stellte sich heraus, dass es ursprünglich um 20 koptische Gefangene der IS-Terroristen ging. Der 21. Märtyrer war ein Bürger aus Ghana, eigentlich ein Nichtchrist. Angesichts der Bekenntnistreue der Kopten hatte er auf die Frage der IS-Terroristen, ob er Jesus als "wahren Gott und wahren Menschen" bekenne, geantwortet, "ihr Gott ist mein Gott", obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass er damit sein Leben verwirkt hatte.
Patron der Diakone
Der Heilige Stephanus, Diakon in der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, ist Patron der Wiener Domkirche und der Diakone. Deshalb erneuerten im Rahmen des Gottesdienstes im Dom auch rund 100 Ständige Diakone aus der Erzdiözese Wien ihre Weiheversprechen. Vielen von ihnen nahmen mit ihren Familien an der Festmesse teil. Der Wiener Erzbischof dankte den Diakonen für ihren Dienst.
Erst im vergangenen Oktober hatte Schönborn 15 Männer zu Ständigen Diakonen geweiht. Insgesamt gibt es in der Erzdiözese Wien laut eigenen Angaben derzeit 202 Diakone. Während die Zahl der Priester leicht sinkt ist bei den Ständigen Diakonen die gegenteilige Entwicklung festzustellen.
Zum Ständigen Diakon - ein Amt, das es bereits in der Frühzeit der Kirche gab, ab dem 8. Jahrhundert jedoch an Bedeutung verlor und erst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wiederbelebt wurde - können auch verheiratete Männer geweiht werden. Voraussetzungen sind die Absolvierung einer umfassenden Ausbildung - und die Zustimmung der Ehefrau.
Während Priester und Bischof Leitungsaufgaben in Gemeinde bzw. Diözese haben, obliegt es den Diakonen, diese dabei zu unterstützen. Diakon kommt vom altgriechischen Wort "diakonos" (dt.: Diener, Helfer). Dementsprechend kümmert sich ein Diakon vor allem um Bedürftige und Notleidende. Er unterstützt den Pfarrer oder Bischof aber nicht nur in Caritas und Seelsorge, sondern übernimmt auch organisatorische Aufgaben in der Pfarre oder Diözese. Außerdem hat der Diakon eine besondere Rolle in der Liturgie: Er verkündet in der Messfeier das Evangelium, darf predigen, bereitet die eucharistischen Gaben vor und teilt die Kommunion aus. Ebenso wie der Priester kann der Diakon das Sakrament der Taufe spenden, kirchliche Trauungen durchführen und den Beerdigungsritus leiten.
Nach der Wiedereinführung des Diakonats als eigenständige hierarchische Weihestufe durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) beschloss die Bischofskonferenz 1966 die Umsetzung dieses Beschlusses in Österreich. 1970 wurden die ersten Diakone geweiht, heute gibt es hierzulande mehr als 700 Ständige Diakone, die meisten von ihnen sind ehrenamtlich tätig.
Die Urkirche kannte auch Diakoninnen. Deren historische Rolle wird auf Wunsch von Papst Franziskus von einer Kommission beleuchtet; derzeit ist die Weihe zum Diakon Männern vorbehalten. (Infos: www.diakon.at)
Quelle: kathpress