Christlich-muslimischer Brückenschlag auf Weihnachtsmarkt
"Zeigen, dass ein friedliches Miteinander von Christentum und Islam möglich ist" - dieses Anliegen veranlasst Stefan Schlager von der Diözese Linz und Murat Baser, den Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Oberösterreich, seit mehreren Jahren zu einem gemeinsamen vorweihnachtlichen Besuch der "Welser Weihnachtswelt". Die beiden langjährigen Partner im interreligiösen Austausch wollen "jetzt erst recht den Dialog fortführen", heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der Diözese Linz.
Schlager, Doktor der Theologie und Leiter des diözesanen Referates Theologische Erwachsenenbildung, wies in der von der FPÖ regierten Stadt Wels auf die lange Tradition interreligiöser Verständigung zwischen Katholiken und Muslimen in Oberösterreich hin. Seit gut 20 Jahren gebe es Brückenschläge, durchschnittlich einmal in der Woche finde in oberösterreichischen Pfarren eine Dialogveranstaltung statt. Dabei geht es - so Schlager - um Kennenlernen und um das Entdecken von dem, was verbindet, aber auch trennt. "Durch diese Vorträge und Gesprächsrunden konnte über Jahre hinweg Wissen und Vertrauen aufgebaut sowie Vorurteile und Ängste abgebaut werden", betonte der Theologe.
Immer wieder zeige sich, dass Muslime die gleichen Wünsche und Sorgen haben wie Nicht-Muslime. "Wir alle wollen in einer sicheren und friedlichen Welt leben, in einer Gesellschaft, wo Menschen einander schätzen und respektieren - mit all dem, was ihnen wichtig ist", wies Schlager hin. Er distanzierte sich von Versuchen, dass "bestimmte Menschen eine Religion missbrauchen, um Trauer und Leid in die Welt zu bringen sowie Hass und Misstrauen zu säen". Schlagers Erfahrung: "Wir können und dürfen einander trauen."
Nicht auf "Zug des Hasses" aufspringen
Sein muslimisches Gegenüber nahm Bezug auf die Terrorattacke von Berlin, die es umso wichtiger mache zu "zeigen, dass sich die Gesellschaft nicht spalten lässt". Murat Baser: "Ob nun Berlin, Zürich, Ankara oder Aleppo, all diese abscheulichen Verbrechen haben stets dasselbe Ziel: Angst und Unsicherheit unter den Menschen zu verbreiten, aber auch Wut und Hass." Es gelte, nicht auf diesen "Zug des Hasses" aufzuspringen, gegenüber Verbrechern aber unmissverständlich klarzustellen, "dass wir weder unsere Religion noch unsere Werte vereinnahmen und missbrauchen lassen, noch werden wir von unserem Weg der Zusammenarbeit abweichen oder von unserem friedlichen Zusammenleben abkommen".
Das Weihnachtsfest zähle zu den wichtigsten Feiertagen der christlichen Kirchen, so der Islam-Vertreter. "Diesbezüglich verurteilen wir jeglichen Versuch, die Festlichkeiten zu stören oder zu verhindern."
Quelle: kathpress