Weihnachten jenseits von Perfektion: Scheuer besucht Häftlinge
Vielleicht sind Strafgefangene - auch wenn es weh tue, nicht mit Familie oder Freunden feiern zu können - dem Weihnachtsgeschehen in Bethlehem "näher als jene, die das Fest perfekt inszenieren wollten". Der Linzer Bischof Manfred Scheuer begründete diesen Gedanken bei einer vorweihnachtlichen Feier am Dienstag in der Justizanstalt Suben (OÖ) mit einer Absage an derartige Ansprüche: "Weihnachten findet nicht dort statt, wo alles perfekt ist", wo vieles aufgeführt werde. Scheuer zu den Häftlingen: "Näher am Kind in der Krippe sind andere, die zunächst etwas nicht können: nicht singen, nicht sprechen, nicht hören. Wie viel mehr gilt das für euch hier im Gefängnis."
Mit seiner Menschwerdung habe sich Gott "ein Herz genommen und streckt im Kind seine Hand entgegen". Weihnachten habe unmittelbar mit Frieden und Versöhnung zu tun, mit der Heilung von Wunden und der Erfahrung von neuen Lebensmöglichkeiten. "Weihnachten bedeutet: Gott gibt uns Menschen ein Ansehen, einen unendlichen Wert", betonte Scheuer laut einer Aussendung der Diözese Linz.
Die Mitarbeiter der Gefangenenseelsorge wollten alljährlich im Advent verdeutlichen, dass die Weihnachtsbotschaft auch für Häftlinge gilt, hieß es weiter. Es sei ein "Grundauftrag der Kirche, für Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft da zu sein und Gottes liebevolle Begleitung spürbar zu machen". Weihnachten bedeute auch Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte, ehrliches Wahrnehmen eigener Wunden und auch der Schuld, andere verletzt zu haben. Zu Weihnachten werde Gottes Zusage besonders deutlich: "Mit all meinen Fehlern und Unzulänglichkeiten bin ich gewollt und bejaht, bin ich vor Gott ein wertvoller Mensch."
An der Feier in der Justizanstalt Suben nahmen etwa 80 Häftlinge sowie Gefangenenseelsorger Florian Baumgartner teil. Weitere Adventandachten in oberösterreichischen Justizanstalten hält Bischof Scheuer am 15. Dezember in Linz und am 22. Dezember in Garsten. Am 20. Dezember findet sich Altbischof Ludwig Schwarz in der Justizanstalt Ried im Innkreis zu einer Andacht ein.
Quelle: kathpress