Wohnen drängendstes Thema bei Armutsbekämpfung
Leistbares Wohnen ist aktuell das drängendste Thema in der Armutsbekämpfung. Das hat eine von der Wirtschaftsuniversität Wien und der Armutskonferenz durchgeführte Studie ergeben. Vor allem im urbanen Bereich - in Salzburg, Innsbruck und Wien - seien die Mietpreise "derart in die Höhe geschossen, dass armutsbetroffene Personen kaum noch leistbaren Wohnraum finden", zitiert eine Aussendung der Armutskonferenz die beiden Studienautoren Evelyn Dawid und Karin Heitzmann am Dienstag.
Folge seien prekäre Wohnverhältnisse und versteckte Wohnungslosigkeit: Betroffene lebten in Räumen ohne Fenster, Strom und Wasser, teilten sich kleine Wohnungen und wanderten von hilfsbereiten Bekannten zu Bekannten, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen. Aus Notunterkünften, die eigentlich für akut Wohnungslose gedacht sind, würden zunehmend "Dauer-Wohnstätten" für Personen, die keine leistbare Wohnung finden, fassen Dawid und Heitzmann die Ergebnisse der Studie zusammen.
Besonders betroffen seien Personen mit Migrations-Hintergrund. Sie seien auch noch mit Vorurteilen vieler Vermieter konfrontiert, die ihnen keine Wohnung vermieten wollen. Hinzu kämen ein eingeschränkter Zugang zu Gemeinde-Wohnungen und die Schwierigkeit, legal eine Wohnung anzumieten, wenn der Aufenthaltsstatus unsicher ist.
Mehr psychische Probleme
"Sozialorganisationen, die in der Armutsbekämpfung tätig sind, betreuen aktuell mehr Klienten mit psychischen Problemen oder Krankheiten als noch vor zehn Jahren", zitiert Sozialexperte Martin Schenk aus der Studie. Demnach fehle es hier an leistbaren Psychotherapiemöglichkeiten, stationären Langzeittherapieplätzen, unterstützenden Maßnahmen für Familien, in denen ein Mitglied erkrankt ist, an niederschwelligen aufsuchende Angeboten und psychiatrischem Fachpersonal in betreuten Wohnheimen, so Schenk.
2005 wurde erstmals erhoben, was österreichische Nichtregierungsorganisationen (NROs) in der Armutsbekämpfung leisten. Die vorliegende Studie schließt zehn Jahre später an diese Arbeit an und greift die damaligen Fragestellungen wieder auf. Diesmal lagen die Schwerpunkte auf den derzeit "brennenden" Themen Beschäftigung, Migration, Gesundheit und Wohnen. Die Studie entstand im Auftrag des Sozialministeriums, durchgeführt von der WU Wien und der Armutskonferenz.
Quelle: kathpress