Aufruf zu Solidarität mit koptischen Christen
Zur Solidarität und zum Gebet für die koptischen Christen hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen. In einem Grußwort an die Teilnehmer des traditionellen "Fackelzuges für Religionsfreiheit" durch die Wiener Innenstadt am Montagabend zeigte er sich zutiefst erschüttert über das jüngste Attentat auf eine koptische Kirche in Kairo. Der Fackelzug stand unter dem Motto "Stopp Christenverfolgung", vor allem im Hinblick auf die Situation im Nahen Osten, der Urheimat des Christentums. Die Veranstaltung war dabei vor allem vom Terroranschlag in Kairo überschattet. Kardinal Schönborn konnte aufgrund einer Erkrankung nicht selbst am Fackelzug teilnehmen. Seine Grußbotschaft wurde von Weihbischof Franz Scharl verlesen.
Bei einem der schwersten Anschläge in Ägyptens Hauptstadt Kairo waren am Sonntagmorgen unmittelbar neben dem Amtssitz des koptischen Papstes mindestens 25 Menschen getötet worden. Die Explosion ereignete sich während eines Gottesdienstes in der Kirche Peter und Paul, die unmittelbar an die Markus-Kathedrale in Kairo angrenzt.
Kardinal Schönborn erinnerte in seiner Botschaft an seinen Besuch in Ägypten im vergangenen Oktober. Er habe dort eine "lebendige, glaubensstarke und hoffnungsvolle Kirche" erleben dürfen. Zugleich sei es ein "ermutigendes Zeichen", dass der ägyptische Staatschef eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen und auch der Scheich der Al-Azar-Universität das Attentat in scharfen Worten verurteilt hat.
Trotzdem gebe es immer noch viel zu viele Nachrichten von Verfolgung und Diskriminierung von Christen in vielen Teilen der Welt, beklagte Schönborn: "Auch wenn die Staatengemeinschaft begonnen hat, sich damit intensiver auseinanderzusetzen, braucht es beständigen öffentlichen Druck - und sichtbare Zeichen der Solidarität."
Auch Weihbischof Scharl unterstrich im "Kathpress"-Interview die Notwendigkeit, den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten. Heimische Politiker müssten stets daran erinnert werden, bei ihren Kontakten mit Gegenübern in den Krisenregionen der Welt, das Thema Christenverfolgung auf die Agenda zu setzen.
"Krieg gegen das Leben"
Viele hundert Menschen nahmen am Fackelzug teil, der von der Oper aus durch die Kärntnerstraße zum Stephansdom führte, wo ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wurde. Getragen wurde die Veranstaltung von der Plattform "Solidarität mit verfolgten Christen", in der 20 katholische, evangelische, orthodoxe und nicht konfessionell gebundene Organisationen zusammenarbeiten. Die Plattform setzt sich aus Organisationen zusammen, die auf der Basis christlicher Überzeugungen für die Menschenrechte eintreten oder denen die Freiheit der Christen in aller Welt auf Grund ihrer sonstigen Arbeit ein Anliegen ist. An dem Fackelzug nahmen u.a. auch der Wiener Weihbischof Stefan Turnovszky und der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände, Helmut Kukacka, teil.
Elmar Kuhn, Generalsekretär von "Christian Solidarity International" in Österreich, sagte in seinem Statement, dass der Terror mit dem Anschlag von Kairo einen neuen Höhepunkt erreicht habe. Der Anschlag habe sich gezielt gegen Mütter und kleine Kinder gerichtet, die Unschuldigsten und Jüngsten der Gesellschaft. Kuhn sprach von einem "Krieg gegen das Leben schlechthin", nicht nur gegen das Christentum. Umso notwendiger seien alle Zeichen der Solidarität.
Der Fackelzug findet traditionell am 10. Dezember, dem Jahrestag der Proklamation der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, statt. Weil der 10. Dezember heuer ein Einkaufs-Samstag war, wurde der 12. Dezember als Termin festgelegt.
Die in der "Plattform Solidarität mit verfolgten Christen" zusammengeschlossenen Organisationen verstehen sich als "Sprachrohr" für die Millionen Christen, die in mehr als 50 Ländern diskriminiert, verfolgt und ihres Lebensrechtes beraubt werden. In ihrem Aufruf zur Teilnahme am Fackelzug verwies die Plattform darauf, dass es notwendig sei, öffentlich Solidarität zu bezeugen - und zwar "jetzt", weil "in Syrien und im Irak ein Völkermord an Christen und an Angehörigen anderer religiöser Gemeinschaften stattfindet, weil die IS-Terroristen laufend schuldlose Frauen, Kinder und Männer ermorden, weil das Recht auf Religionsfreiheit in vielen Ländern mit Füßen getreten wird". Ziel müsse sein, dass Entführungen und Vergewaltigungen christlicher Mädchen in islamisch dominierten Ländern endlich ein Ende haben, das Niederbrennen von Kirchen beendet wird, dass Christen überall eine Chance auf Rückkehr in ihre angestammte Heimat haben und auch, dass Europa "ein freies Europa bleibt, in dem alle Religionen in Frieden miteinander leben können".
"Schockiert, bestürzt und entsetzt"
An dem Fackelzug nahm auch "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte teil. Er hatte zuvor Bischof Gabriel, der für die koptisch-orthodoxen Christen in Österreich zuständig ist, kondoliert. Wörtlich heißt es in dem Schreiben von Präsident Marte: "Schockiert, bestürzt und entsetzt ist die Stiftung 'Pro Oriente' über das Attentat in der koptisch-orthodoxen Kirche St. Peter und Paul in Kairo. Die Tatsache, dass dieser unbeschreiblich verbrecherische Akt vor allem zahlreiche Frauen und Kinder im Gebet zum Ziel hatte, erhöht die abgrundtiefe Gemeinheit der Tat". Marte brachte das "tief empfundene" Mitgefühl der Wiener Stiftung zum Ausdruck, zugleich ersuchte er Bischof Gabriel, diesen Ausdruck des Mitgefühls auch Papst-Patriarch Tawadros II. zu übermitteln.
Auch Kardinal Schönborn hat Papst Tawadros bereits kondoliert und dem Kopten-Oberhaupt sein tiefes Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Den Wiener Erzbischof und den koptischen Papst-Patriarchen verbindet eine tiefe persönliche Freundschaft. Schönborn war von Tawadros bei seinem jüngsten Besuch in Ägypten in dessen Amtssitz in Kairo empfangen worden, wo nun das Attentat passierte.
Quelle: kathpress