Ordensfrauen "dort im Einsatz, wo sonst niemand hinschaut"
Ordensfrauen sind bestrebt, sich stets in "neuen Brennpunkten der Gesellschaft" einzubringen: Das hat Schwester Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (VFÖ), am Montag in St. Pölten dargelegt. Äußerst vielfältig und couragiert seien Ordensfrauen heute besonders an den "schmerzhaften Wunden" der Gesellschaft tätig: "Nenne mir ein Problem und ich nenne dir den Namen einer Ordensfrau, die daran arbeitet", so Mayrhofer beim diesjährigen Adventgespräch des Katholischen Akademikerverbandes (AKV) anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der VFÖ.
Das Jubiläumsjahr-Motto "Gott verbunden - frei gespielt" sei nur auf den ersten Blick widersprüchlich, legte Mayrhofer dar. Wer sich an Gott binde, werde frei, "denn Liebe bindet nicht, sondern macht frei", sagte die Ordensschwester. Freigespielt würden ihre Mitschwestern heute auch dadurch, dass die überwiegend im 19. Jahrhundert als Antwort auf die damalige Not gegründeten Krankenhäuser und Schulen der Frauenorden heute weitgehend an andere Träger übergeben seien. Dies erst ermögliche es, gerade dort im Einsatz zu sein, "wo andere nicht hinschauen".
Als Beispiele für neue Arbeitsfelder nannte Mayrhofer die Betreuung von Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel in der Initiative "Solwodi" (Solidarity with women in distress), bei der sechs verschiedene Ordensgemeinschaften personell engagiert sind. Viel Zuspruch erfahre als weitere Initiative das neue Angebot "freiwilliges Ordensjahr", bei dem es den Orden nicht um eine Mitglieder-Werbeaktion gehe, sondern darum, "unsere Schätze zu teilen" und auf das Bedürfnis vieler Menschen zu antworten, durch das mehrmonatige Mitleben im Kloster "aus dem Radl auszusteigen".
Freilich müsse auch die Realität des drastischen Mitgliederschwundes - in Österreich von 13.466 Ordensfrauen im Jahr 1972 auf nunmehr 3.638 - gesehen werden. Die Gesellschaft wisse gar nicht, was ihr fehle, "wenn in den Frauenklöstern nach und nach die Lichter ausgehen", sagte Mayrhofer. Hinsichtlich der Zukunft zeigte sie sich jedoch "gelassen": Berufungen werde es immer geben, nur die Formen des Ordenslebens seien im Wandel. Dokumentationsarbeit leistet hier ein Oral-History-Projekt, bei dem Geschichten von Frauen, die noch vor dem 2. Vatikanischen Konzil in Orden eingetreten waren, aufgezeichnet wurden. Zwölf der 37 geführten Interviews wurden im "Styria"Buch "Ein bisserl fromm waren wir auch" veröffentlicht.
Quelle: kathpress