Klöster sind notwendigste Orte der Welt
Klöster gehören zu den gegenwärtig notwendigsten Orten der Welt: Davon hat sich Benediktiner-Abtprimas Gregory Polan im "Kathpress"-Interview überzeugt gezeigt. Immer mehr Menschen würden erfahren, wie dringend sie in dieser sich so rasch verändernden Welt einmal einen Schritt zur Seite machen müssten, um ihr Leben in Stille oder auch im Gebet zu überdenken und Gott zu suchen, so Polan. "Unsere 1.500 Jahre alte Regel besagt, dass jeder in unseren Klöstern willkommen ist. In jedem Menschen begegnen wir Christus."
Polan (66) hielt sich bis Freitag für einige Tage in Wien auf. Er war im September in Rom beim Äbtekongress von rund 250 Benediktineräbten zum Abtprimas der Benediktinischen Konföderation gewählt worden. Polan ist der zehnte Abtprimas der Konföderation, dem weltweiten Zusammenschluss aller Benediktinerklöster, und folgt in diesem Amt auf den Schweizer Notker Wolf. Er gehört der Benediktiner-Abtei Conception im amerikanischen Bundesstaat Missouri an, die eigentlich eine Schweizer Gründung ist.
Der im 6. Jahrhundert vom heiligen Benedikt gegründete Orden ist der älteste der katholischen Kirche. Weltweit gibt es heute etwa 7.000 Benediktinermönche in weit mehr als 300 selbstständigen Klöstern sowie 12.000 Benediktinerinnen in mehr als 800 Klöstern. Im Kreis der Äbte ist der Abtprimas der "Erste unter Gleichen". Sein Aufgabenfeld umfasst die Repräsentation des Ordens aber auch die Koordination und Vermittlung zwischen und innerhalb der benediktinischen Gemeinschaften. Für den Frauenzweig des Ordens hat der Abtprimas so etwas wie die Funktion eines spirituellen Begleiters inne.
Polans Vorgänger als Abtprimas, Notker Wolf, hatte sich auch in kircheninternen Fragen immer wieder zu Wort gemeldet und sich beispielsweise für die Aufhebung des Pflichtzölibats und Frauen als Diakoninnen ausgesprochen. Polan wollte sich zu solchen Fragen gegenüber "Kathpress" nicht direkt äußern. Der Benediktinerorden verstehe sich als Teil der Weltkirche und wenn die Kirche entsprechende Schritte setzt, dann werde der Orden diesen Weg selbstverständlich mitgehen, so der Abtprimas.
Auf den Papst angesprochen betonte der Abtprimas, dass er "zu 110 Prozent" hinter Franziskus stehe. Dieser verkörpere gleichsam das Evangelium. Auch beim jüngsten Äbtekongress in Rom sei große Begeisterung und Zuspruch für den Papst spürbar gewesen.
Orden brauchen Gleichgewicht
Erst vor Kurzem hat Papst Franziskus das benediktinische Motto "Bete und arbeite" (Ora et labora) zur Richtschnur für alle Orden erhoben. Dahinter verberge sich die ausgewogene Balance zwischen Gebet und Arbeit, die jede Gemeinschaft brauche, erläuterte der Abtprimas. Freilich müsse um diese Ausgewogenheit auch ständig neu gerungen werden.
In Österreich sind die Benediktiner sehr stark in der Pfarrseelsorge engagiert. Diese historisch gewachsene Aufgabe ist heute freilich in Zeiten des Mitgliederrückgangs nicht mehr in gleicher Weise aufrecht zu erhalten wie früher. Zudem leidet das spirituelle Gemeinschaftsleben darunter.
Wie Abtprimas Polan sagte, wisse er sehr wohl um dieses Spannungsfeld zwischen Gemeinschaftsleben und Dienst an der Kirche. Das sei aber auch gar nichts Neues. Er erinnerte daran, dass schon Papst Gregor der Große (590-604) Benediktinermönche zur Mission nach England ausgeschickt hatte. Ordensleute würden zudem auch eine spezielle Qualität in das pfarrliche Gemeinschaftsleben einbringen, zeigte sich Polan überzeugt. Die Spannung zwischen Gemeinschaft und Pfarre bleibe freilich, er wolle aber auch von einer "fruchtbaren Spannung" sprechen.
Als Abtprimas steht Polan der Abtei Sant'Anselmo in Rom vor und ist zugleich Großkanzler der päpstlichen Hochschule der Benediktiner, des Pontificio Ateneo Sant'Anselmo. Zu seinen Hauptanliegen zählte der Abtprimas im "Kathpress"-Gespräch die Ausbildung der jungen Mönche und die Stärkung der Benediktiner in Entwicklungsländern. In diesen Ländern sei der Orden auch im Wachsen. Ein besonderes Auge wolle er auch auf die Universität in Rom legen, die Ausbildungszentrum für unzählige Benediktiner aus aller Welt ist.
Er wolle durch seinen Dienst zu einer Belebung des monastischen Lebens beitragen und es solle für viele Menschen spürbar werden, "dass das benediktinische Mönchtum ein Geschenk für die Kirche ist". Dann könnten auch wieder viele junge Menschen dieses Lebenskonzept als ihren Lebensweg entdecken.
Der Benediktinerorden ist weltweit föderalistisch organisiert. Die einzelnen Klöster sind zu 21 selbständigen Kongregationen mit je einem eigenen Abtpräses bzw. Erzabt als oberstem Vorsteher zusammengefasst. Die Österreichische Benediktinerkongregation ist ein Zusammenschluss von 14 selbständigen Klöster: die Erzabtei St. Peter in Salzburg, die Abteien Kremsmünster, Michaelbeuern, Lambach, Admont, St. Lambrecht, Melk, St. Paul, Göttweig, Seitenstetten, Altenburg und die Schottenabtei in Wien sowie die selbstständigen Prioraten Gut Aich und St. Josef in Maria Roggendorf. Die Abteien Fiecht und Seckau, die zwar auch in Österreich liegen, gehören aus geschichtlichen Gründen zur Kongregation von St. Ottilien bzw. zur Beuroner Kongregation. Insgesamt leben und wirken in Österreich rund 360 Benediktiner. Benediktinerinnen-Klöster gibt es in Salzburg, St. Johann/Herberstein, Steinerkirchen/Traun, Scharnitz, Martinsbühel und Wien.
Quelle: kathpress