Katholische Jungschar wirbt für richtiges Nikolaus-Verständnis
Das Gedenken an den heiligen Nikolaus steht für die Katholische Jungschar Österreichs (KJSÖ) ganz im Zeichen der Nachfolge Jesu Christi. Der beliebte Volksheilige, dessen Festtag am 6. Dezember jedes Jahr Anlass für Brauchtum und Geschenke ist, habe "sich auf die Seite der Schwachen gestellt, hat ohne Aufsehen dort geholfen, wo es nötig war". Somit sei der historische Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert "für uns ein zentrales Vorbild im gelebten Glauben", erklärte Bundesvorsitzende Sara Dallinger in einer Jungschar-Aussendung im Hinblick auf das Fest. Nächstenliebe spiegle sich - wie Nikolaus zeige - im aktiven sozialen Handeln wider. "Seine Hingabe soll im Gedenken an ihn zur Inspiration für viele werden", wünscht sich Dallinger.
Als kirchliche Kinderorganisation - die größte in Österreich - engagiert sich die Katholische Jungschar seit Jahrzehnten in der Aus- und Weiterbildung für Menschen, die das Nikolaus-Fest mit Kindern begehen möchten. Mit Hilfe von Text- und Liedvorschlägen, Hintergrundinformationen und Hinweisen zur Feiergestaltung möchte die KJSÖ Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen genauso wie Pfarrverantwortlichen die Besonderheit dieser Heiligenfigur vermitteln. In vielen Diözesen werden jedes Jahr eigene Schulungen für Nikolaus-Darsteller und auch -Darstellerinnen angeboten.
Als Schutzpatron der Kinder gebe der heilige Nikolaus auch einen Anstoß, auf deren Bedürfnisse und Wünsche einzugehen - gerade auch im Hinblick auf das Weihnachtsfest. "Uns begleitet die Figur des Heiligen auch auf dem Weg zur Krippe und macht uns verständlich, was Jesus mit seinem unbedingten Gebot zur Nächstenliebe gemeint hat", heißt es in der Jungschar-Aussendung. Die Kinder sollten im Mittelpunkt des Feiergeschehens stehen, "ihre Fragen und Anliegen sind wichtig, ihnen muss Gehör verschafft werden", appellierte Sara Dallinger. Der heilige Nikolaus sei somit auch ein Sinnbild des Jungschar-Selbstverständnisses: "Wir stehen mit ihm auf der Seite der Kinder."
In ihrem "Webshop" bietet die Katholischen Jungschar eine ausführliche Materialsammlung zum Thema Nikolaus (www.jungscharshop.at).
Auch muslimische Kinder mit einbeziehen
Auf die Chance, mit dem aus der heutigen Türkei stammenden Nikolaus Brücken zwischen Christentum und Islam zu schlagen, hat der deutsche Religionspädagoge Albert Biesinger in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" aufmerksam gemacht. Der emeritierte Tübinger Theologieprofessor, ausgestattet mit weißer Bartpracht, trat selbst oft als Nikolaus in Kindergärten auf. Dort würden muslimische Kinder während der Nikolausfeier manchmal zum Turnen geschickt, "doch wenn Biesinger den Nikolaus spielt, kommt er zu allen Kindern", heißt es im Kirchenblatt. "Damit bekehren wir sie nicht zum Christentum, sondern sie bekommen im Sinne von Gastfreundschaft die christlichen Rituale mit", betonte Biesinger. Allen Kindern gebe er ein Geschenk aus dem Nikolaussack und segne sie.
Der Theologe und Buchautor (u.a. "Kinder nicht um Gott betrügen" und "Wie Gott in die Familie kommt") hält interreligiöse Verständigung auch für die Integration von Flüchtlingen für unabdingbar. Neben Unterkünften, Nahrung oder Dusche bräuchten Heimatvertriebene auch "eine Verständigung mit dieser für sie neuen Welt"; sie sollten erfahren, "dass Christen Weihnachten feiern oder beim Martinsfest den Mantel teilen". Biesingers Überzeugung: "Wenn man will, dass die Kinder, die jetzt kommen und dieses Jahrhundert prägen, wirklich Fuß fassen, gehört die interreligiöse Verständigung notwendigerweise dazu." Ansonsten würden, angefacht durch Religionshass, die Moscheen und Kirchen brennen, warnte Biesinger: "Man kann zumindest in dieser nachwachsenden Generation Frieden stiften."
Quelle: kathpress