Soziales Engagement für Kinder notwendig
Diakonie-Direktor Michael Chalupka hat am Dienstag bei seinem bereits traditionellen Adventbesuch im Wiener Erzbischöflichen Palais Kardinal Christoph Schönborn einen speziellen Adventkranz der Diakonie überbracht. Der Kranz mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent erinnert an den evangelischen Pfarrer Johannes Wichern, der den Adventkranz im 19. Jahrhundert für benachteiligte Jugendliche in ebendieser Form erfunden hat. So wie sich Wichern schon vor mehr als 175 Jahren um verwahrloste Straßenkinder in Hamburg gekümmert hatte, so verbinde die Diakonie auch heute mit dem Brauch des Adventkranzes das Engagement für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, junge Menschen mit Migrationshintergrund und mit Behinderungen.
Chalupka wies darauf hin, dass der Adventkranz von Jugendlichen der Inklusiven FIT-Schule der Diakonie hergestellt wurde. Die FIT-Schule gibt Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten die Möglichkeit, weit über die Schulpflicht hinaus an ihrer Ausbildung zu arbeiten und so bessere Chancen im Leben zu bekommen.
Ein zweites Projekt, das die Diakonie im Advent besonders in den Vordergrund stellt, ist "Qualify for Hope": Junge Mädchen und Frauen mit Fluchthintergrund erhalten in diesem Projekt Deutschunterricht und werden "ausbildungsfit" gemacht, wie es Chalupka bezeichnete. Das helfe ihnen später beim Berufseinstieg oder beim Besuch einer höheren Schule.
Der Diakonie-Direktor warnte weiters davor, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Österreich aufzugeben. Einrichtungen wie die Diakonie oder die Caritas seien für alle Menschen in Österreich da. Das Land befinde sich derzeit in einer schizophrenen Situation. Zum einen habe Österreich in der Flüchtlingshilfe seit 2015 unheimlich viel geleistet und unzählige Menschen seien bis heute in diesem Bereich engagiert. Auf der anderen Seite gebe es politische Bewegungen, die für eine Abschottung eintreten. Davon dürfe man sich jedoch nicht abhalten lassen, "Menschen die geflohen und gekommen sind, anständig zu behandeln", so Chalupka, der sich mit Kardinal Schönborn auch über weitere gemeinsame Anliegen im Sozialbereich austauschte.
177 Jahre Adventkranz
Der Adventkranz ist eine "Erfindung" der evangelischen Kirche. Der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808-1881) sah die Not der Arbeiterfamilien und vor allem der verwahrlosten Kinder in den Vorstädten Hamburgs. Er sammelte Spenden bei wohlhabenden Bürgern und gründete eine "Rettungsanstalt" für jene Kinder, die zerlumpt und hungrig auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Im sogenannten "Rauhen Haus", einem kleinen Bauernhaus, das für diesen Zweck gestiftet worden war, zog Wichern 1833 mit seiner Mutter und den ersten zwölf Burschen ein. Die Einrichtung wuchs schnell und erhielt weitere Gebäude mit mehreren Kindergruppen. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das "Rauhe Haus" ein.
Im Jahr 1839 hatte Wichern die Idee zum ersten Adventkranz. Da die Kinder im Advent ständig fragten, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, stellte Wichern bei den abendlichen Versammlungen ein großes Wagenrad auf und bestückte es mit Kerzen. Jeden Abend entzündete er beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze.
Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und das Rad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch, und so hat sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt. Erst ab den 1920/30er Jahren begann sich der Adventkranz auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. In Österreich hielt er erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend Einzug.
Quelle: kathpress