Tirolerin in Kenia erhält Romero-Preis 2016
Die aus dem Tiroler Zillertal stammende Ärztin Maria Schiestl wird am Freitag in Innsbruck mit dem "Oscar-Romero-Preis 2016" von "Sei so frei", der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung Österreichs, ausgezeichnet. Die 64-Jährige erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis für ihren jahrelangen, unermüdlichen Einsatz für die Maasai in Kenia. In Entasekera, einem abgelegenen Ort im knapp 300 Kilometer von Nairobi entfernten Loita-Hochland, leitet Schiestl seit elf Jahren eine von "Sei so frei" mit aufgebaute Gesundheitsstation samt Bildungszentrum.
Die Preisverleihung bei dem abendlichen Festakt im ORF-Landesstudio Tirol wird Diözesanadministrator Jakob Bürgler vornehmen. Erwartet werden auch die Tiroler Landesrätinnen Patrizia Zoller-Frischauf und Christine Baur.
Der Romero-Preis erinnert an den 2015 von Papst Franziskus seliggesprochenen salvadorianischen Märtyrerbischof Oscar Romero (1917-1980). Er wird seit 1980 an Personen vergeben, die sich in vorbildlicher Weise für Entwicklungszusammenarbeit und eine gerechtere Welt einsetzen und ist Österreichs wichtigste Auszeichnung in diesem Bereich. Bisherige Preisträger waren u.a. Bischof Erwin Kräutler, die somalische Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie und der oberösterreichische Brasilien-Missionar Pater Josef Hehenberger.
Erst Lehrerin, dann "Daktari"
1952 in Zell am Ziller geboren, war Maria Schiestl zunächst einige Jahre lang Hauptschullehrerin in Tirol. 1979 ging sie nach Kenia, wo sie in einer Mädchenschule im Maasailand tätig war, bevor sie Leitung einer Mädchenschule in Westkenia übernahm. Konfrontiert mit der schwierigen Lebenssituation vieler Maasai und der schlechten Gesundheitsversorgung, entschloss sie sich im Alter von 37 Jahren, ein Medizinstudium zu beginnen.
Nach Abschluss von Studium und Turnuszeit in Schwaz und an der Innsbrucker Uniklinik ging Schiestl 2005 zurück nach Kenia. In Entasekera hatten österreichische Ärzte dort unter schwierigsten Bedingungen mit dem Aufbau eines Gesundheits- und Bildungszentrums begonnen. "Daktari Maria", wie sie von ihren Patienten genannt wird, kümmert sich seither federführend um das mittlerweile fertiggestellte Health Care Center, das die einzige funktionierende Gesundheitseinrichtung für bis zu 27.000 Loita-Maasai in einem Umkreis von 60 Kilometern ist. Neben der Gesundheitsstation leitet Schiestl - seit ihrem Pensionsantritt Ende 2012 ehrenamtlich - mehrere mobile Gesundheitsteams, die Kinder, Frauen und Männer aus dem Massai-Volk in besonders entlegenen Gebieten erreichen können.
Bei ihrer Tätigkeit erkannte Schiestl schnell, dass in der stark traditionell geprägten Gesellschaft des Loita-Maasai-Volks mehr Bewusstsein besonders für die Rechte von Frauen und Kindern und eine Gesundheitsvorsorge nur mit umfangreicher Bewusstseinsbildung erreichbar sind. Zusätzlich zum Health Care Center wird daher in Entasekera auch ein Bildungszentrum betrieben, in dem laufend Kurse und Treffen zu Themen wie Frauenrechte, Menschenrechte, Bürgerrechte, Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Ernährung, Familienplanung, Mutter-Kind-Themen, HIV/Aids angeboten werden. (www.seisofrei.at)
Quelle: kathpress