"Preis der Orden 2016" an Behinderten- und Integrationsprojekte
Zum dritten Mal haben die heimischen Frauen- und Männerorden den "Preis der Ordensgemeinschaften Österreich" für "engagierte Leistungen an der Schnittstelle zwischen Orden und Gesellschaft" vergeben. Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden, und Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, zeichneten am Dienstag beim Ordenstag im Wiener Kardinal-König-Haus insgesamt fünf Projekte mit zwei Haupt- und drei Anerkennungspreisen aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 2012 alle zwei Jahre neu ausgeschrieben.
In der Kategorie Einzelpersonen ging der Preis der Orden 2016 an die Ärztin Manuela Baumgartner vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. "Glück schenken" heißt das Projekt, das sie vor bereits 22 Jahren ins Leben rief, um Familien mit behinderten Kindern zu unterstützen und zu begleiten. Jährlich werden etwa Intensivwochen angeboten, in denen Eltern und Geschwisterkinder in entspannter Atmosphäre Zeit und Raum gegeben wird, sich auszutauschen und einige Tage unbeschwerte Erholung zu genießen. Ein Team aus Ärztinnen und Ärzten, einer Psychologin und Kinderbetreuern steht den Familien dabei rund um die Uhr zur Verfügung. Jedes Jahr arbeiten auch engagierte Jugendliche und junge Erwachsene als Kinderbetreuer und in der Freizeitgestaltung mit.
Das Projekt wird ausschließlich von Ehrenamtlichen getragen und mit Spendengeldern finanziert. Sr. Cordula Greinecker von den Barmherzigen Schwestern Linz würdigte die Initiatorin Baumgartner als "unermüdliche Botschafterin für Familien". Die Ärztin setze den Auftrag des Ordens, der Not der Zeit zu begegnen, konkret und praktisch um.
"Oase im 3. Wiener Gemeindebezirk"
Der Preis der Orden 2016 in der Kategorie Institution ging an die Salesianer Don Boscos und das Jugendzentrum "Sale für alle", das von jungen Freiwilligen gegründet wurde und betrieben wird. In den Räumen der Salesianerpfarre Don Bosco Neuerdberg im 3. Wiener Gemeindebezirk fungiert die Einrichtung als Ort der Begegnung, Freizeitgestaltung und Gemeinschaft für Kinder und Jugendliche in Wien. Vor allem Kinder aus schlecht integrierten Familien sowie Kinder alleinerziehender Eltern und aus kinderreichen Familien können hier in geschützter Atmosphäre Selbstvertrauen und soziale Kompetenz erwerben, Bedürfnisse und Wünsche artikulieren und individuellen Fähigkeiten entfalten.
Als eine "Oase der bunten Lebendigkeit, des kreativen Miteinanders und den menschlichen Zusammenhalts" beschrieb Laudatorin Magdalena Holztrattner das "Sale für alle". Wie ein "Löwenzahn, der auf Betonboden wächst", sei das Projekt ein starkes Signal in einer Zeit, in der Wahlen die Bevölkerung spalten und Mehrkindfamilien in immer größerer Armutsgefahr sind, so die Direktorin der Katholischen Sozialakademie (ksoe). Die freiwilligen Mitarbeiter im "Sale" machten das Leben der Besucher wie Salz "würziger" und ließen "das Reich Gottes unter uns im 3. Bezirk" weiter wachsen.
Alle Beteiligten würden von dem Projekt profitieren, angefangen von den ehrenamtlichen Helfern, die vielfach zuvor erworbene Erfahrungen aus freiwilligen Auslandseinsätzen hier ausbauen würden und dafür nachhaltige Beziehung zu Kindern und Jugendlichen erhielten, so die ksoe-Direktorin weiter. Das interkulturelle soziale Lernen und die Kreativangebote seien weiters wertvolle Integrationsmaßnahmen, und auch der Salesianerorden erhalte die Gelegenheit, das Charismas seines Gründers Johannes Bosco hier weiterzuentwickeln.
Hoffnung für Slum in Kenia
Ein Anerkennungspreis ging in der Kategorie Einzelpersonen an den Unternehmer Otto Hirsch für die Begleitung des Projekts "Hope for Future" in Nairobi/Kenia. Die Südtiroler Ordensfrau Lydia Pardeller von den Franziskusschwestern baute das Projekt "Hand of Care and Hope" in einem der größten Slums der kenianischen Hauptstadt Nairobi auf. Es ermöglicht Waisenkindern und Sozialwaisen, eine Schule zu besuchen und täglich Essen zu bekommen und so aus dem Slum herauszukommen.
Nach dem Tod von Sr. Lydia 2011 führte Otto Hirsch, ein vielfach sozial engagierter Malermeister aus Linz, das Projekt weiter. Heute werden in zwei Schulen werden insgesamt 1.000 Kinder unterrichtet und schulisch betreut. Eine Bäckerei bietet Schulungen und Berufsausbildung, in der Fußballakademie Acakoro werden 100 Kinder trainiert und mit Nahrung versorgt, das Social Health Center bietet Impfprogramme, Rechtsauskünfte, Gesundheitsvorsorge, Familienbesuche durch Sozialarbeiter an. "Hope for Future" ist ein privat organisiertes österreichisches Projekt, unterstützt von der Caritas Kärnten, der Diakonie Austria und Brot für die Welt. Zahlreiche österreichische und lokale ehrenamtliche Mitarbeiter in Kenia sind engagiert.
Gute Seele im Krankenhaus
"Stellvertretend für so viele in unserem Land, die so oft eine Bitte und so selten ein Danke erreicht", überreichte Sr. Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, einen Anerkennungspreis an Schwester Birgit Dorfmair von den Hartmannschwestern. Gewürdigt wurde ihr vielfältiges persönliches Engagement in der Aufnahme- und Entlassungskanzlei im Wiener Spital des Ordens, deren "Seele" sie sei. Das Spital sei durch sie als Ordenskrankenhaus erkenntlich, hieß es.
Sr. Dorfmair organisiert zudem Spenden für das Partnerspital "Madonna - Austrian Hospital" in Nigeria, leitet die franziskanische Weggemeinschaft und ist u.a. in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig. Mayrhofer erwähnte zudem, dass die Ausgezeichnete kürzlich Papst Franziskus zum Lachen gebracht hatte: Der Pontifex sei bei einer Begegnung mit den heimischen Ordensspitzen sichtlich angetan gewesen über ein Foto, das Dorfmair mit einer Mitschwester auf dem Moped zeigt.
Schule im Einsatz für Flüchtlinge
Ein weiterer Anerkennungspreis ging an die Wiener AHS Albertus Magnus Schule für die Initiative "Zeitspende, Betreuung unbegleiteter Flüchtlinge" und das Projekt "Fluchtgeschichten". Im Rahmen der ersten Initiative wurden elf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einer zusätzlich geführten Klasse aufgenommen. Die Lehrer leisteten dabei freiwillig unbezahlten Unterricht und zusätzliche Deutschkurse, zudem organisierte die Schule für die Sommerferien eine wöchentliche Betreuung und vermittelte einigen der Flüchtlingen Ferialstellen in Firmen.
Für das Projekt "Fluchtgeschichten" wurden die Schüler des Gymnasiums eingeladen, ihre Gedanken über die aktuellen Fluchtbewegungen niederzuschreiben. Die 20 dieser fiktiven Texte, die als E-Book unter dem Titel "Komm schnell, Achmet" publiziert wurden, erzählen von Menschen, die sich aufgrund von Gewalt und Krieg in ihrer Heimat auf eine lange, gefährliche Reise begeben, in der Hoffnung auf Frieden und Sicherheit in Europa. Das Buch sei, sagte Schuldirektor Christian Köhler, ein "Appell an die Menschlichkeit".
Pater Franz Helm, der Generalsekretär der Superiorenkonferenz, zeigte sich erfreut über die "lange Liste" von 23 Einreichungen, die sich um den Preis der Orden 2016 beworben hatten. Der fünfköpfigen Jury sei es bei der Auswahl wichtig gewesen, mit der Verleihung eine Botschaft zu verbinden: "Der Preis soll den Scheinwerfer auf Menschen und Gruppen richten, die sich auf beispielhafte Weise an gesellschaftlichen Brennpunkten einsetzen." In allen Projekten werde "auf exemplarische Weise Mission gelebt", so P. Helm.
Quelle: kathpress