"Kirche muss Schöpfung auf Händen tragen"
Eine Vorreiterrolle der Kirche im Bereich Umwelt- und Tierschutz hat die Sprecherin der katholischen und evangelischen Umweltbeauftragen, Hemma Opis-Pieber, eingefordert. Eine Kirche, die an Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde glaubt, "müsste die Schöpfung eigentlich auf Händen tragen und nicht mit Füßen treten, und wir treten sie sehr wohl oft mit Füßen - und die Menschen mit dazu", kritisierte Opis-Pieber am Montag im Gespräch mit "Kathpress". Sie äußerte sich am Rande der dieswöchigen Tagung der österreichischen Ordensgemeinschaften in Wien.
Ein "grüner Rückenwind" sei mit der Veröffentlichung der Umweltenzyklika des Papstes "Laudato si" aufgekommen. In der Enzyklika dringe Franziskus' Mitleid mit den Armen, die am meisten unter der Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit litten, berührend durch. Angestoßen habe dieser "grüne Rückenwind" etwa den Ökologie-Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz, der den Umgang mit Energie und eine ökosoziale Beschaffungsordnung regelt.
Bis 2020 sollen demnach 10 Prozent aller Pfarren ihren Energieverbrauch um 20 Prozent senken und für alle Profangebäude, wie Pfarrhäuser oder Kindergärten, Energiestandards entwickelt werden. Der Beschluss fordert außerdem einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern und den Umstieg auf erneuerbare Energie. Künftig soll in Österreichs Pfarren auch mehr Sonnenstrom erzeugt werden und der Umstieg auf zertifizierten Ökostrom erfolgen.
Die im Beschluss integrierte ökosoziale Beschaffungsordnung sieht eine Erhöhung des Anteils an ökologischen Lebensmitteln und vegetarischer Gerichte in kirchlichen Gemeinschaftsverpflegung vor. Kircheneigene Flächen sollen laut Beschluss künftig biologisch bewirtschaftet werden und Pfarrfeste eine Vorbildwirkung haben.
Die Bischofskonferenz habe sich mit dem Beschluss ein hohes Ziel gesetzt, "das aber erreichbar ist", so Opis-Pieber. Der gute Wille sei da, bei der Umsetzung werde es in den verschiedenen Diözesen aber unterschiedliche Tempi geben. Traurig stimmt die Steirerin, dass es solche Beschlüsse überhaupt brauche; die Vorgaben müssten eigentlich selbstverständlich sein.
Den Mangel an kirchlichem Engagement führt Opis-Pieber auf eine Fokussierung auf die Bedürfnisse der Menschen zurück. Das Betätigungsfeld sei dabei so weit, dass der Tier- und Umweltschutz ausgeblendet werde. Zunächst stehe die Versorgung der Menschen im Blickpunkt, darüber hinaus werde aber vergessen, "dass die Schöpfung die Basis ist, auf der das alles steht".
Über die Lage in den Ländern der "Dritten Welt" sprach der frühere Afrikamissionar P. Franz Pilz SVD vom Orden der Steyler Missionare. In Afrika vermittelten Medien ein einseitiges Bild vom Leben in Westen, wobei "uneingeschränkter Konsum ohne Folgen" gezeigt werde, betonte der Leiter des Missionsreferats der Ordensgemeinschaften. Der Umweltgedanke spiele in diesen Ländern kaum eine Rolle. Im Fokus stünden vielmehr das tägliche Überleben und das Streben nach westlichem Lebensstandard.
Quelle: kathpress