"Jahr der Barmherzigkeit" und Heilige Pforten schließen
Am 20. November endet mit dem Christkönigsfest das weltweite außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Papst Franziskus, der das Jahr ausgerufen hatte, wird am Sonntag in einer feierlichen Zeremonie die "Heilige Pforte" im Petersdom verschließen. Bis dahin schließen auch in Österreich alle Heiligen Pforten, die als wichtigstes äußeres Zeichen des Barmherzigkeits-Jahres auf Wunsch des Papstes erstmals auch in den Diözesen weltweit eröffnet worden waren. Im Wiener Stephansdom wird Dompfarrer Toni Faber die Schließung der Pforte vornehmen.
Für die Schließung der Pforten werden zum Abschluss des Jahres noch einmal spezielle Akzente gesetzt. So werden etwa in den Vorarlberger Kirchen bei den Sonntagsgottesdiensten 30 "Zeugen der Barmherzigkeit" sprechen. Gezeigt werden soll durch persönliche Zugänge, dass Barmherzigkeit "kein abstraktes Wort ist" und ins Heute übersetzt werden kann, beispielsweise in der Arbeit mit Flüchtlingen sowie alten, kranken oder langzeitarbeitslosen Menschen.
In der Diözese Feldkirch gibt es fünf "Heilige Pforten" - in Bludenz, Feldkirch, Rankweil, Schoppernau und Vandans, die alle diesen Samstag oder Sonntag schließen. Bischof Benno Elbs nimmt diese Zeremonie am Samstag um 19.30 Uhr im Bludenzer Dominikanerinnenkloster St. Peter vor, sowie am Sonntag um 9.30 Uhr im Feldkircher Dom. Betont wird seitens der Diözese, dass jedoch die "menschlichen Türen" auch über das Jahr der Barmherzigkeit offen bleiben sollen - insbesonders "für die Menschen am Rande der Gesellschaft, für Arme und Ausgegrenzte".
Diözese St. Pölten erlebte Wallfahrts-Jahr
Für die Jubiläumskirchen sei es ein bewegtes Jahr mit zahlreichen Höhepunkten gewesen, blickte die Diözese St. Pölten zurück. Überall habe es ein erhöhtes Wallfahrtsaufkommen und mehr Beichten gegeben. So seien es etwa in der Basilika Maria Taferl besonders Einzelpilger gewesen, die durch das Durchschreiten der Pforte und die Beichte den Ablass gewinnen wollten. Die das Marienheiligtum betreuende Ordensgemeinschaft der "Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria" habe darauf mit ständiger Präsenz von Priestern für Seelsorgegespräche reagiert.
Am Sonntagberg wurden hingegen an die 100 angemeldete Wallfahrtsgruppen registriert, darunter auch die Wallfahrt der Priester und Diakone der Diözese mit Bischof Klaus Küng sowie die Wallfahrt der Ordensfrauen. In Maria Dreieichen wurde das westliche Seitenportal der Kirche nach fünfzig Jahren wieder eröffnet. Hier wie auch in der Wallfahrtskirche Maria Laach hätten laut Angaben der Diözese mehrere Menschen das Durchschreiten der Pforte genutzt, um gleichzeitig einen Kircheneintritt vorzunehmen.
Auch inhaltlich bestimmte das Heilige Jahr das kirchliche Geschehen. Vielerorts gab es "Abende der Barmherzigkeit" mit Gebet und Beichtangebot, weiters Katechesenreihen zum Thema - wie etwa in der St. Pöltner Domkirche, wo Bischöfe, Äbte und Theologen die "Werke der Barmherzigkeit" erklärten - sowie vertiefende Workshops, Musicals, Kunst- und Sozialaktionen.
Für die als "Missionare der Barmherzigkeit" bestimmten Beichtpriester war das Jahr besonders ereignisreich: Die Sendung im Februar durch Papst Franziskus in Rom sei für ihn "persönlicher Höhepunkt" gewesen, sagte etwa der St. Pöltner Dompfarrer Norbert Burmettler, selbst einer der ausgewählten Missionare. Er sehe die Beauftragung "nicht als Auszeichnung, sondern als Ermutigung und Stärkung, um bei meinem Dienst als Priester den Menschen besonders die Barmherzigkeit Gottes zu übermitteln", so Burmettler.
Rom: Abschluss mit Obdachlosen und Häftlingen
Der Vatikan dementierte jüngst, dass das Heilige Jahr ein "Flop" gewesen sei, wie römische Medien mit Hinweis auf die weit unter den Erwartungen gebliebenen Nächtigungszahlungen für Rom - bis Jahresende voraussichtlich weniger als die 14 Millionen des Vorjahres - behauptet hatten. Laut Kurienerzbischof Rino Fisichella, Cheforganisator des Heiligen Jahres, wurden die fünf Heiligen Pforten in Rom zwar insgesamt "nur" 20 Millionen Mal durchschritten, doch habe der Papst schon von vornherein deutlich gemacht, dass das kirchliche Ereignis ebenso wie in Rom auch in den Ortskirchen begangen werden sollte.
Im Laufe des Heiligen Jahres war die Katholische Kirche in ihrer ganzen Vielfalt nach Rom gekommen: Priester, Diakone, Freiwillige und Sozialarbeiter, Familien, marianische Bruderschaften und andere. Diese Gruppen hatte auch Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 2000 empfangen. Neu ist unter Franziskus, dass auch Obdachlose und Strafgefangene mit dem Papst das Heilige Jahr begingen. Dass gerade diese beiden Personengruppen den Abschluss der Wallfahrten markierten, gilt als bezeichnend.
Papst Franziskus selbst nutzte das Heilige Jahr u.a. dazu, sich weitere Freiräume jenseits des Protokolls zu schaffen. So unternahm er monatlich ohne offizielle Ankündigung und mit wenig Begleitern Ausflüge unter dem Motto "Freitage der Barmherzigkeit". Er besuchte u.a. Wachkoma-Patienten, eine Neugeborenen-Stationen oder auch ein SOS-Kinderdorf.
Quelle: kathpress