Wissenschaft ist immer Gespräch mit Gott
Die Wissenschaft ist nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn "immer ein Gespräch mit dem Schöpfer". Auch wenn der Forscher nicht daran denke oder nicht bewusst religiös sei, finde bei seiner Tätigkeit immer ein Dialog statt zwischen der geheimnisvollen und erforschbaren Welt, "die hinter sich einen Schöpfer hat, der den Menschen anspricht", und dem menschlichen Forschergeist, der zu verstehen versuche, sagte der Wiener Erzbischof am Samstag bei der Verleihung der Kardinal-Innitzer-Preise in Wien. Dieser ständige Dialog sei das faszinierendste an der Wissenschaft.
Wissenschaft und Glaube "gehören unbedingt zusammen" und würden völlig zu Unrecht als Gegensatz gesehen, betonte Schönborn. Weder treffe die Annahme mancher Wissenschaftler zu, "dass Glauben nichts wissen heißt", noch die Angst mancher Gläubigen, "dass die Wissenschaft vielleicht den Glauben infrage stellen könnte".
Die Wissenschaft müsse sich "genügend tiefe Fragen" stellten, betonte der Kardinal. Dazu gehörten die Fragen danach, warum man überhaupt forschen könne, woher die dafür nötige Vernunft des Menschen komme und warum die Natur Antworten auf Fragen des Menschen geben könne. Schönborns Antwort: "Weil sie erforschbar und vernünftig ist." Grund dafür könne nur jener sein, dass Gott die Welt in und mit Vernunft geschaffen habe. Dass am Anfang reiner Zufall, Beliebigkeit und Unsinn stehe, sei somit auszuschließen. "Die Bibel sagt uns: Am Anfang war der Logos, das Wort, die Vernunft", verdeutlichte der Erzbischof.
Innitzer-Preisträger Huber: Suche nach Wahrheit
Schönborn verlieh am Samstag den Kardinal-Innitzer-Preis 2016 an den Immunologen Christoph H. Huber (72). Mit dem in Wien geborenen Spezialist für Tumorabwehr, Onkologie und Stammzelltransplantation werde ein heimischer Top-Wissenschaftler, der bahnbrechendes für die Medizin weit über sein Forschungsgebiet hinaus geleistet habe, für sein außerordentliches Lebenswerk geehrt, sagte sein Laudator, Verfassungsrichter Christoph Grabenwarter. Huber ist emeritierter Ordinarius für Innere Medizin und Leiter der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz.
Als "systematischen Versuch, Wahrheit im jeweiligen Gebiet zu finden", beschrieb Preisträger Huber in seinen Dankesworten die Forschung. Es handle sich um eine "oft schmerzliche Leidenschaft, die ein zweifaches Ringen beinhalte - mit uns selbst im Versuch, Subjektivität zu Objektivität zu machen", sowie mit anderen, wobei nur "mit Inhalten, nicht mit Polemik" gefochten werden dürfe. "Der objektive Blick hilft uns, uns selbst zu sehen", so der Wissenschaftler.
Kardinal Schönborn
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Huber bezeichnete den Kardinal Innitzer-Studienfonds, der für die Preisvergabe zuständig ist, als eine "bedeutende Einrichtung zur Förderung der Wissenschaft". Bemerkenswert sei besonders die Balance zwischen der Förderung von Nachwuchsforschern und der Würdigung älterer Forscher. Die Namensliste der insgesamt bereits über 600 mit dem Preis geehrten Wissenschaftler sei "beeindruckend und ein wenig einschüchternd zugleich".
Preis zur Förderung und Würdigung
Der nach dem Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) benannte Wissenschaftspreis ist eine der angesehensten Auszeichnungen dieser Art in Österreich. Er wird seit 1962 von der Erzdiözese Wien verliehen und vom Wissenschaftsministerium, mehreren Bundesländern, sowie von Banken, Versicherungen und der Wirtschaftskammer unterstützt. Neben dem Großen Preis für ein Lebenswerk werden auch Würdigungspreise in den Kategorien Geisteswissenschaft, Naturwissenschaft und Publizistik vergeben sowie acht Förderpreise für junge österreichische Wissenschaftler ausgelobt.
Der Würdigungspreis im Bereich Naturwissenschaft ging heuer an den an der Universität Wien Computergestützte Materialphysik lehrenden Univ.-Prof. Georg Kresse (49). Im Bereich Geisteswissenschaft wurde der in Zürich lehrende Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung Ernst Fehr (60) ausgezeichnet. Den Innitzer-Würdigungspreis für ihre Verdienste im Bereich wissenschaftlich fundierter Publizistik erhielt die ORF-Radiojournalistin Barbara Riedl-Daser (39), die neben der tagesaktuellen Wissenschaftsberichterstattung für die Ö1-Journale u.a. auch das Magazin "Wissen aktuell" gestaltet.
Kardinal-Innitzer-Förderpreise ergingen in diesem Jahr an die Mathematikerin Roswitha Hofer (34), den Bibelforscher Martin Lang (45), den Rechtswissenschaftler Andreas Th. Müller (39), den Theologen Eduard Prenga (38), die Inklusionsforscherin Susanne Schwab (30), den Umwelttechniker Robert Sitzenfrei (36), den Chemiker Ian Teasdale (34) sowie die Pharmakologin Anna Weinzinger (37). (Info: www.kardinal-innitzer-fonds.at)
Quelle: kathpress