Pfarren sind kein Auslaufmodell
Die traditionelle Pfarrgemeinde ist - allen Unkenrufen zum Trotz - kein Auslaufmodell: Das hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz bei einem Vortrag am Freitag in Eisenstadt betont. Auch wenn sich zunehmend "andere Orte von Religion, Glaube und Kirchen neben der klassischen Pfarrgemeinde" etablierten, so sei es doch "voreilig, von einer sterbenden Pfarre zu sprechen". Künftig müsse sich Kirche stärker fragen, "wie trotz größerer pastoraler Einheiten die Beheimatung der Gemeinde rund um den Kirchturm erhalten bleiben kann", so Schwarz. Diese Beheimatung sei eine wichtige Voraussetzung, damit sich Menschen "auf den Weg machen, Grenzen überschreiten". Der Kärntner Bischof referierte im Rahmen der Martinsakademie in der Wirtschaftskammer Burgenland.
Gerade angesichts einer modernen "Zivilisation, die an der Anonymität leidet" müsse die Kirche den "Blick der Nähe" üben und sich vom Schicksal des Einzelnen rühren lassen und diesen in ihrer je eigenen Lebenswelt nahe sein. "Die Kirche wird ihre Glieder - Priester, Ordensleute und Laien - in diese Kunst der Begleitung einführen müssen, damit alle lernen, vor dem eiligen Boden des anderen sich die Sandalen von den Füßen zu streifen", so der Kärntner Bischof.
Zugleich müsse die Kirche das ehrenamtliche Engagement in den Pfarren verstärkt wertschätzen lernen: "Das Ehrenamt hat an Bedeutung gewonnen, die Gestaltung anderer Gottesdienste, die Katechese, die Verantwortung der Kinder- und Jugendarbeit, die Arbeit mit alten Menschen und auch im Bereich der Diakonie liegt weitaus deutlicher im Aufgabenbereich der Ehrenamtlichen als im Tätigkeitsfeld der Priester", räumte Schwarz ein. Insofern gebe es eine "optimistische Grundstimmung", da sich die Kirche auf die "Charismen als Ressourcen in unseren Pfarrgemeinden" verlassen könne, die die Ehrenamtlichen einbringen.
Die Priester sollten darüber nicht hadern, sondern dies als Chance sehen, Liturgie und Predigt neu zu justieren und ernst zu nehmen, "so wie Papst Franziskus das in 'Evangelii Gaudium' beschrieben hat".
Bischof Schwarz empfahl schließlich in der Tradition des Jesuitenordens "fünf Prioritäten" - kleine tagtägliche Aufmerksamkeiten sich selbst gegenüber -, um Bodenhaftung und Standfestigkeit in den Herausforderungen des Alltags auch in den Pfarren zu bewahren. Zum einen sei dies ein ausreichendes Maß an Schlaf: "In unserer Kultur der Dauerereichbarkeit ist es gar nicht so einfach, genügend und gut zu schlafen". Die zweite Priorität besteht in der Bewegung zum Erhalt der körperlichen Gesundheit; die dritte Priorität in Meditation, Gebet und Spiritualität. "Den vierten Platz nehmen Beziehungen ein, Menschen, die uns wichtig sind, Familie, gute Freunde und Freundinnen." Die Arbeit komme bewusst erst an fünfter Stelle, so Schwarz. Dies alles beschreibe ein "inneres Wertegefüge", das nicht auf einen "ethischen Appell" abziele, sondern überhaupt erst ein Ethos im Menschen schaffe.
Quelle: kathpress