Orden schreiben sich "Mut zur Veränderung" vor
Mutiges Vorgehen als Programm nehmen sich die heimischen Ordensgemeinschaften, deren Verantwortliche vom 21. bis 23. November im Wiener Kardinal König-Haus zur Herbsttagung zusammenkommen. Die Ordensleute beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Zudem tagen das Präsidium der Vereinigung der Frauenorden und die Generalversammlung der Superiorenkonferenz der Männerorden.
"Mut und Vertrauen haben miteinander zu tun", heißt es im Einladungstext zur Herbsttagung. Mit Rückhalt gelinge es leichter, Mut zu zeigen und sich etwas zuzutrauen. "Unsere Welt braucht diejenigen, die Verantwortung übernehmen, vorausgehen, neue Wege erkunden. In der Gesellschaft wie in der Kirche." Ordensleute würde aus tiefem Vertrauen leben und hätten deshalb eine "beherzte Entscheidung getroffen und eine Lebensform gewählt, die ihnen den Rücken stärkt - um mutig sein zu können".
Am Dienstag, 22. November, findet als zentrales Ereignis des Herbsttreffens der sogenannte "Ordenstag" zum Motto "Habt Mut!" statt. Hunderte Mitglieder der 200 in Österreich ansässigen Frauen- und Männerorden werden dazu in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche erwartet. Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler, selbst Ordensmann, wird den Ordensvertretern den Appell "Liebe die Menschen und achte die Schöpfung" nahelegen, sowie auch ein "Habt Mut zu Veränderungen", wie bereits die Titel seiner beiden Vorträge vorwegnehmen.
Bischof Kräutler war bis zu seiner Emeritierung vor einem Jahr Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese in Brasilien. Er wurde 1939 in Vorarlberg geboren und ging 1965 als junger Pater nach Brasilien. 1981 übernahm er die Leitung der Diözese Xingu. Kräutler steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil ihn die sogenannte Holzmafia mit dem Tod bedroht. Der Geistliche, Mitautor der päpstlichen Umwelt-Enzyklika "Laudato si", erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Alternativen Nobelpreis oder zuletzt den Memminger Friedenspreis.
Eröffnet wird der Ordenstag zuvor von den Vorsitzenden der Frauen- und Männerorden, Sr. Beatrix Mayerhofer und Abtpräses Christian Haidinger, sowie der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute, Elisabeth Plach. Auch die Verleihung des "Preis der Orden", ein Zwischenbericht über den im September vollzogenen Start des Freiwilligen Ordensjahres sowie ein Film anlässlich des heurigen 50-Jahr-Jubiläums der Vereinigung der Frauenorden Österreichs stehen auf dem Programm, das mit einer Eucharistiefeier um 16 Uhr schließt.
Mission, Ökologie und Nachhaltigkeit
Bereits am Tag zuvor (23. November) findet am gleichen Ort die Jahrestagung des Missionsreferates der Ordensgemeinschaften statt, diesmal mit der Umweltenzyklika "Laudato si" und dessen Formulierung "Unsere Sorge um das gemeinsame Haus" als Schwerpunkt. Referentin dazu ist die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Hemma Opis-Pieber, die auch mit den Ordensvertretern und der Koordinatorin der kirchlichen Umweltarbeit, Anna Kirchengast, über eigene Handlungsmöglichkeiten im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit diskutieren wird.
Geplant ist beim Missionsreferat weiters eine Begegnung mit Zisterzienserpater Karl Wallner, neuer Nationaldirektor der päpstlichen Missionswerke, sowie mit dem neuen zuständigen Referatsbischof Werner Freistetter. Auch ein Bericht über die im Sommer veranstalteten Lambacher Fachtagung Weltkirche von Katrin Morales von der Jesuitenmission Österreich sowie Informationen über die entwicklungspolitische Arbeit der Weltkirche und die Neuregelung der Spendenabsetzbarkeit von Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz, stehen auf dem Programm.
"Beziehung heilt!" ist das diesjährige Motto der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler sowie Alten- und Pflegeheime bei ihrem Jahrestreffen, das ebenfalls am Montag stattfindet. Zentrale Ereignisse sind dabei u.a. die Neustrukturierung der Arbeitsgemeinschaft unter dem nunmehrigen Leiter Franz Helm sowie der laufende Markenprozess, mit dem die rund 30 Ordenskrankenhäuser ihre gemeinsame Identität stärken wollen. Präsentiert werden dabei u.a. ein neuer spiritueller Ratgeber und eine Erhebung über die Seelsorge an Ordensspitälern.
Reformation
Der dritte Tag der Herbsttagung (23. November) dreht sich traditionell um die Schulen sowie um Kulturgeschichte der Orden. Das Referat für die Kulturgüter rückt diesmal das anlaufende evangelische Jubiläum "500 Jahre Reformation" in den Mittelpunkt. Deren Bezug zur katholischen Mission und deren Geschichte wird dabei ebenso Thema sein wie die These einer "globalen Reformation", zu der der Freiburger Historiker Wolfgang Reinhard sprechen wird. Der Wiener Kirchengeschichtler Rudolf Leeb beleuchtet 500 Jahre Protestantismus im Spiegel der Ordensgeschichtsschreibung, die Essener Historikerin Ute Küppers-Braun die "verbotene Korrespondenz" von Migranten und Flüchtlingen im 18. Jahrhundert. Vorgestellt wird zudem ein österreichisches Projekt zur Digitalisierung von Professbüchern.
Das Generalthema Mut greifen auch die Schulerhalter der Orden auf, die am 23. November parallel zu aktuellen Herausforderungen tagen. Zunächst referiert der Moraltheologe Matthias Beck über "das Christentum in Europa angesichts der Herausforderung durch den Islam", dann der Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann über "Mutige Schulen" und "Wie Schule gelingen kann". Zum bisher zweiten Mal vergibt zudem der Hauptverband Katholischer Elternvereine im Rahmen der Versammlung den "St. Georgs-Bildungs-Preis" - in den Kategorien "vorbildliche Lehrer", "hochmotivierte Schüler" und "bestengagierte Eltern".
Quelle: kathpress