Offizieller Startschuss zum Reformationsjubiläum
Mit dem Reformationsempfang im Wiener Odeon-Theater haben die drei Evangelischen Kirchen in Österreich am Donnerstagabend offiziell das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Bis zum 31. Oktober 2017 wollen die lutherische, reformierte und methodistische Kirche mit einem umfangreichen und bunten Programm weit über die eigenen Kirchen hinaus Interesse für die Reformation und ihre 500-jährige Geschichte wecken. Das Reformationsjubiläum steht in den Evangelischen Kirchen unter dem Motto "Freiheit und Verantwortung seit 1517".
Vorgestellt wurde beim Reformationsempfang u.a. die neue Übersetzung der Lutherbibel, die "zurück zu Luther" führt, wie Jutta Henner, Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft, erläuterte. "Wenn die Liebe und Begeisterung Luthers und der Reformatoren für die Bibel ins Jahr 2017 überspringt, dann hat sich die Arbeit der Übersetzer gelohnt", resümierte Henner.
Die Festrede beim Reformationsempfang hielt Staatssekretärin Muna Duzdar. Sie präsentierte dabei die Regierungsinitiative gegen Hass im Netz und forderte "digitale Zivilcourage" ein. Das Internet als Ort und Raum der offenen Kommunikation entwickle sich immer mehr zu einem Ort der Hassgeschichten und Parallelwelten, die zu einem massiven Problem für Gesellschaft und Demokratie werden könnten, warnte die Staatssekretärin. Dem Hass im Netz könne man aber nicht allein mit gesetzlichen Änderungen entgegenwirken, vielmehr müsse die Zivilgesellschaft im Internet aktiv werden, so die Staatssekretärin. Deshalb habe man im Rahmen der Kampagne etwa einen Argumentationsleitfaden entwickelt mit dem Ziel, die Lufthoheit im Netz zurückzugewinnen. "Mit dem Löschen der Hasspostings löscht man aber nicht automatisch den Hass", gab Duzdar zu bedenken.
Entwicklungen im Netz seien nicht losgelöst von den Entwicklungen in der Gesellschaft. "Religionen sind unsere Bündnispartner im Kampf gegen den Hass im Netz", unterstrich die Staatssekretärin.
Der lutherische Bischof Michael Bünker, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs konnten als Gastgeber von katholischer Seite u.a. die beiden Wiener Weihbischöfe Franz Scharl und Helmut Krätzl sowie den Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, begrüßen. Auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ibrahim Olgun, war ins Odeno-Theater gekommen.
Zweifacher Diakoniepreis
Der mit 10.000 Euro dotierte Diakoniepreis ging heuer an die Hospizbewegung Kärnten. Diese unterstützt Menschen mit Behinderung aller Altersgruppen in ihrer letzten Lebensphase. Einen Sonderpreis über ebenfalls 10.000 Euro erhielt die Evangelische Pfarrgemeinde Leibnitz, die sich seit Beginn der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 mit zahlreichen Aktivitäten und Projekten für das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Ländern einsetzt.
Ausgezeichnet wurde beim Reformationsempfang die beste Vorwissenschaftliche Arbeit in Religion. Den Preis in der Höhe von 500 Euro überreichte Oberkirchenrat Karl Schiefermair an Magdalena Ambrosch, die sich am BORG Dreierschützengasse in Graz mit "Musik als Brücke zwischen israelischen und palästinensischen Kindern" befasste.
Musikalisch gestalteten den Reformationsempfang das Ensemble Unicorn in Kooperation mit der Johann Sebastian Bach Musikschule. Zu hören war Musik aus der Zeit Martin Luthers.
"Reformationstruck" in Österreich
Einer der ersten Höhepunkte im Reformationsjahr ist der Besuch des "Reformationstrucks" in Österreich. Der 28-Tonnen-LKW macht in Villach (14./15. November), Graz (16./17. November) und Wien (18./19. November) Station. Der Truck fährt seit wenigen Tagen durch halb Europa und verwandelt sich in den Stationen in ein "Geschichtenmobil". Der Truck ist begehbar und informiert auf vielfältige Weise über die Geschichte der Reformation und ihre Auswirkungen auf heute. Dazu kommen jeweils eigenen Truck-Veranstaltungen vor Ort, auch unter Mitwirkung von Vertretern anderer Kirchen.
Alle Informationen zu den vielen Programmpunkten im Jubiläumsjahr finden sich auf der Website www.evangelisch-sein.at.
Quelle: kathpress