Tück: FPÖ-Kampagne "nicht so unschuldig, wie sie daherkommt"
Die aktuelle FPÖ-Kampagne zur Bundespräsidentschaftswahl zieht weiter Kritik von Seiten katholischer Vertreter auf sich: So unterstrich nun auch der Wiener katholische Theologe Jan-Heiner Tück, die Kampagne, die die Gelöbnisformel "So wahr mir Gott helfe" plakatiert, sei "nicht so unschuldig, wie sie daherkommt". Die Gottesvokabel drohe "parteipolitisch verschlissen" zu werden, so der an der Universität Wien lehrende Dogmatiker im "Kathpress"-Interview, wo sie offenbar nur dazu genutzt werde, den Grünen Gegenkandidaten Alexander Van der Bellen als bekennenden Agnostiker zu kontrastieren und den "frommen FP-Kandidat Hofer" auch katholischen Wählergruppen schmackhaft zu machen.
Tatsächlich würden gerade konservative katholische Wähler mit Van der Bellen ein Problem haben, da ihm eine Nähe zu liberalen Abtreibungspositionen unterstellt wird, so Tück. Auf diese Wähler ziele die FP-Kampagne. Zugleich jedoch fordere die Kampagne eine "politisch sensible Theologie" zum Widerspruch heraus, wo eine "politische Instrumentalisierung Gottes" drohe. Dies sei der Fall, wenn sich hinter dem harmlosen Zitat das eigentliche FP-Ziel eines "Identitätskonzepts, das auf Abgrenzung und Exklusivismus zielt" verberge.
Theologisch sei dies nicht haltbar, da "die Vokabel Gott gerade für eine Entgrenzung steht" - dies zeige nicht zuletzt ein Blick zurück auf die Gründungsväter der Europäischen Union, Robert Schuman, Alcide de Gasperi und Konrad Adenauer, die auf ein Konzept der Weite gesetzt hätten und dies bewusst aus ihrem katholischen Glauben heraus begründeten. Wenn die FPÖ dagegen die Idee eines "christlichen Abendlandes" gegen den Islam in Stellung bringe, so widerspreche sie damit auch dem Selbstverständnis der christlichen Kirchen, die auf Dialog und Integration setzen statt auf eine "religionspolitische Verschärfung".
Tücks Resümee: "Wenn Hofer es ernst meinen würde, müsste er eigene parteipolitische Positionen revidieren, da Gott biblisch stets vorrangig ein Gott der Armen, Schwachen, Ausgebeuteten - auch der Migranten - ist."
Quelle: kathpress