Starkes ökumenisches Signal bei Schönborn-Besuch in Ägypten
Ein starkes ökumenisches Zeichen in der koptisch-katholischen Herz Jesu-Kirche in Kairo: Kardinal Christoph Schönborn hat am Sonntag gemeinsam mit dem koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Isaac Sidrak die Messe gefeiert, an der auch der koptisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Anba Gabriel, teilnahm. Dass ein koptisch-orthodoxer Bischof an einem Gottesdienst der mit Rom unierten koptischen Kirche als Gast teilnimmt, wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen, wie Kirchenexperten vor Ort betonten. Patriarch Sidrak wie auch Bischof Gabriel zeigten sich im Anschluss an die Messe gegenüber "Kathpress" zuversichtlich, dass sich die Beziehungen zwischen den Kirchen künftig deutlich verbessern werden.
Mit seiner Teilnahme am katholischen Gottesdienste folgte der koptische Bischof Gabriel dem Beispiel von Papst-Patriarch Tawadros II.: Dieser war das erste koptisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt, das persönlich an der Amtseinführung des koptisch-katholischen Patriarchen und damit an einem Gottesdienst der unierten Kirche teilgenommen hatte. Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak war im März 2013 zum neuen Oberhaupt der kleinen mit Rom unierten Kirche geweiht worden. Während es in Ägypten rund zehn Millionen koptisch-orthodoxe Christen gibt, beläuft sich die Zahl der koptisch-katholischen Gläubigen laut optimistischen Schätzungen auf maximal 200.000. Allerdings ist die kleine Kirche im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich sehr aktiv. So führt die Kirche beispielsweise 170 Schulen und dutzende Spitäler und Kliniken im ganzen Land. Die Beziehungen zwischen beiden Kirchen waren in der Vergangenheit aber eher frostig. Vor allem wegen der sehr zurückhaltenden Haltung der koptisch-orthodoxen Kirche.
Neuer koptischer Kirchenkurs
Auch der Salzburger Ostkirchen-Experte Prof. Dietmar Winkler sprach in Kairo gegenüber "Kathpress" von deutlichen Zeichen, dass sich die koptisch-orthodoxe Kirche künftig noch mehr dem ökumenischen Dialog öffnen werde. Seiner Einschätzung nach stehe der seit 2012 im Amt befindliche Papst-Patriarch Tawadros II. für einen positiven Neuanfang in der Ökumene - mit der katholischen Kirche aber auch weit darüber hinaus, so Prof. Winkler. Winkler begleitet derzeit Kardinal Christoph Schönborn. Der Besuch gilt vor allem der koptischen Kirche.
Nachdem Tawadros' Vorgänger Papst Schenuda III. in den letzten 20 Jahren seiner mehr als 41 Jahre dauernden Amtszeit einen eher verschlossenen ökumenischen Kurs gefahren war, sei mit Tawadros eine Neuorientierung eingetreten. So habe Tawadros etwa sehr rasch nach seinem Amtsantritt wesentlich zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Ägypten beigetragen, dessen Vorsitzender er auch ist. Dem Rat gehören neben der koptisch-orthodoxen Kirche die koptisch-katholische Kirche sowie weitere katholische, anglikanische, evangelikale und griechisch-orthodoxe Vertreter an.
Auch dass Tawadros persönlich an der Amtseinführung des koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Isaac Sidrak teilgenommen hatte, sei ein ganz großer bedeutender Schritt gewesen, so Winkler. Der Papst- Patriarch habe zudem bereits einige Schlüsselpositionen in der koptischen Kirche mit ökumenisch aufgeschlossenen Geistlichen besetzt. Zugleich gebe es aber auch noch einen "harten Kern" von Bischöfen, der noch in einer ablehnenden Haltung verharrt.
Als konkretes Bespiel führte Prof. Winkler die Tatsache an, dass die katholische Taufe von der koptischen Kirche nicht anerkannt wird. Die Kopten könnten noch immer nicht einige Aspekten der katholischen Tauftheologie akzeptieren. Tritt ein Katholik zur koptischen Kirche über, wird er deshalb nochmals (bzw. in koptischer Diktion erstmals) getauft. Für die katholische Kirche sei dies eine "tiefe Wunde", so Winkler. Deshalb sei dieses Thema auf der Agenda des offiziellen Dialogs zwischen den altorientalischen und der katholischen Kirche. Papst Tawadros habe sich inzwischen schon in seiner eigenen koptischen Bischofsversammlung um die Anerkennung der katholischen Taufe bemüht, habe sich aber bislang nicht gegen den Widerstand einiger Bischöfen durchsetzen können.
Winkler ist u.a. auch Vorsitzender der Salzburger Sektion von "Pro Oriente" und Mitglied der offiziellen Kommission für den theologischen Dialog zwischen römisch-katholischer Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen (zu denen auch die koptische Kirche gehört) auf Weltebene. Hinsichtlich der ökumenischen Beziehungen zwischen der katholischen und koptischen Kirche zeigte er sich im "Kathpress"-Gespräch sehr zuversichtlich.
Die österreichische ökumenische Stiftung "Pro Oriente" arbeitet seit Jahrzehnten eng mit der koptisch-orthodoxen Kirche zusammen. Beim ersten, von "Pro Oriente" veranstalteten inoffiziellen Dialog zwischen katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen 1971 in Wien wurde - auf Anregung des späteren koptisch-orthodoxen Patriarchen Schenuda III. - die "Wiener christologische Formel" erarbeitet. Damit wurde nach 1.500 Jahren eine theologische Auseinandersetzung beendet, die beim Konzil von Chalcedon im Jahr 451 begonnen hatte.
Quelle: kathpress