Papst schreibt Lehre der Kirche weiter
Papst Franziskus steht mit seinem nachsynodalen Schreiben "Amoris laetitia" fest auf dem Boden der kirchlichen Tradition, er schreibe die Lehre jedoch weiter. Das betonte Kardinal Christoph Schönborn in einem Vortrag im Rahmen der Reihe "Kirche neu leben" der Theologischen Kurse am Mittwochabend in Wien. "Die Lehre der Kirche entwickelt sich, aber sie entwickelt sich organisch. Sie wird weitergeschrieben", sagte Schönborn wörtlich. "Der Glaube ändert sich nicht, aber die Form, die Darlegung des Glaubens und die Erfahrungen, die mit dem Glauben gemacht werden, ändern sich", weil sich die Zeiten und Lebenssituationen der Menschen ändern würden.
Eine der zentralen Aussagen von "Amores laetitia" sei es, dass die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt werde, auch die Freude der Kirche sei, so Schönborn. Papst Franziskus gehe in dem Schreiben außerdem darauf ein, dass die Kirche Neuvermählte in den ersten Ehejahren nicht immer gut begleitet habe, da es keine Angebote gegeben habe, die auf die Lebenswelt der Eheleute eingegangen seien.
Kapitel Acht in "Amoris laetitia" behandelt die "schwierigen Fälle", wie Trennung und wiederverheiratete Geschiedene. Zwar laufe jeder Bruch des Ehebandes Gottes Willen zuwider, allerdings sei man sich der Schwäche der Menschen bewusst. Auch wenn die Kirche sich stets die Vollkommenheit vor Augen stelle, müsse sie ihre schwächsten Mitglieder, die unter verlorener Liebe leiden, fürsorglich begleiten. Die Aufgabe der Kirche sei laut dem Schreiben oft jene eines Feldlazarettes.
Er sei erleichtert gewesen, dass der Papst in "Amoris laetitia" hinsichtlich des Sakramentenempfangs für wiederverheiratete Geschiedene keine einheitliche Regelung vorgegeben habe: "Es gibt da kein Patentrezept." Papst Franziskus betone vielmehr, dass eine verantwortungsvolle pastorale Unterscheidung der je spezifischen Fälle nötig sei. Schönborn: "Der entscheidende Punkt ist die Herausforderung, genauer hinzuschauen."
Der Kardinal erinnerte an seine eigene Mutter, die mit vier Kindern alleinerziehend war. Wenn seine Mutter wieder geheiratet hätte, hätten seine Geschwister und er das verstanden, auch wenn es ihnen schwer gefallen wäre, so der Kardinal. "Es ist etwas anderes, wenn jemand bereit ist, mit dieser Frau mit vier Kindern einen Weg zu gehen, als wenn jemand mutwillig eine intakte Familie verlässt und damit die Beziehung bricht."
Quelle: kathpress