Liebesfähigkeit des Menschen stammt von Gott
Dem Menschen ist es nach den Worten von Kardinal Christoph Schönborn "eingegeben, lieben und geliebt werden zu wollen". Nur durch Gottes Geschenk sei dem Menschen die Freundschaft mit Gott und auch Menschenliebe im vollen Wortsinn möglich, da diese im Lateinischen mit "caritas" beschriebene Zuwendung sein Willensvermögen übersteige, legte der Wiener Erzbischof am Mittwoch in St. Pölten dar. Zentrales Thema seines Vortrages an der Philosophisch-Theologischen Hochschule war "Liebe und Barmherzigkeit bei Thomas von Aquin".
Es sei der heilige Thomas gewesen, der sich die zentrale Frage gestellt habe, ob zwischen Gott und dem Menschen eine gegenseitige Liebe überhaupt möglich sei, erklärte Schönborn. Der Ansatz sei dabei gewesen: "Wie kann es zu einem Rück-Lieben kommen zu dem, der uns seine Freundschaft geschenkt hat?" Papst Franziskus zitiere in etlichen Schriften - darunter im Apostolischen Schreiben "Amoris laetitia" - Thomas von Aquin, so der Erzbischof.
Schönborn referierte zum Abschluss des 225-Jahr-Jubiläums der St. Pöltner Hochschule. Dieses hatte im Jänner mit einer Festmesse mit Diözesanbischof Klaus Küng im Dom und einem Festakt mit Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und Bischof Manfred Scheuer als Festredner begonnen. Ein weiterer Höhepunkt der 225-Jahr-Feiern war eine Festmatinee im April mit einem geschichtlicher Rückblick auf bedeutende Persönlichkeiten der Hochschule.
Ihren Betrieb aufgenommen hatte die Hochschule am 14. Oktober 1791, als Bischof Johann Heinrich von Kerens nach der Aufhebung der von Kaiser Joseph II. vorgeschriebenen Generalseminarien eine philosophisch-theologische Lehranstalt für die Diözese errichtete. Zunächst reine Ausbildungsanstalt, gewann die Einrichtung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zusehends an wissenschaftlicher Bedeutung. Seit 1. September 1971 heißt sie "Philosophisch-Theologische Hochschule der Diözese St. Pölten". Seit dem Studienjahr 1971/72 wird neben der fachtheologischen auch eine religionspädagogische Studienrichtung geführt. Zurzeit besuchen insgesamt über 160 Hörerinnen und Hörer die Lehrveranstaltungen der Hochschule.
Quelle: kathpress