Wie hältst du's mit der Diakoninnen-Frage?
Papst Franziskus hat seit seinem Amtsantritt schon häufiger mit der Forderung nach einer stärkeren Öffnung von kirchlichen Spitzenpositionen für Frauen von sich reden gemacht. Bislang vermied er es jedoch stets, das heikle Thema des Frauendiakonats anzusprechen. Am Donnerstag sorgte er mit der Ankündigung für Aufsehen, er wolle eine Kommission einrichten, um eine Zulassung von Frauen zu diesem Weiheamt aus historischer und theologischer Sicht zu prüfen. Franziskus antwortete damit auf die Frage einer Ordensoberin in einer Audienz für 870 Leiterinnen katholischer Frauenorden.
Das Medienecho war gewaltig: Von einer Revolution war bisweilen die Rede, manche sahen Frauen schon auf dem Durchmarsch zum Priesteramt. Der Vatikan selbst versuchte die Erwartungen zu dämpfen. Es sei noch zu früh, um etwas über die genauen Absichten des Papstes zu sagen, teilte dessen Sprecher Federico Lombardi am Donnerstagnachmittag mit. Der vatikanische Innenminister, Erzbischof Angelo Becciu, verbreitete am Freitag dann über Twitter die Nachricht, der Papst habe ihn wegen der Diakoninnen angerufen. Man solle jedoch keine voreiligen Schlussfolgerungen daraus ziehen.
Diakone dürfen in der katholischen Kirche etwa über die Nottaufe hinaus das Taufsakrament spenden und predigen, nicht aber die Messe feiern oder die Beichte abnehmen. Das geltende Kirchenrecht schreibt vor, dass nur getaufte Männer das Sakrament der Weihe erhalten dürfen.
Fehlender Wortlaut schürt Spekulationen
Zusätzlich befeuert wurden die Spekulationen in den Medien dadurch, dass der offizielle Wortlaut des Gesprächs mit den Ordensoberinnen lange auf sich warten ließ. Erst am Freitag veröffentlichte das vatikanische Presseamt das Transkript. Überraschungen enthielt der Text allerdings nicht mehr, er deckte sich im Wesentlichen mit den bereits am Donnerstag in den Medien durchgesickerten Zitaten des Papstes. Neu waren lediglich einige Details. So sagte der Papst demnach etwa auch, dass er die vatikanische Glaubenskongregation zum Thema Frauendiakonat befragen wolle, da er selbst sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur auf die Aussagen eines syrischen Theologen und Fachmanns für dieses Thema berufen könne.
Der Präfekt der Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hatte sich vor seiner Berufung nach Rom mehrfach gegen die Einführung eines Frauendiakonats ausgesprochen. Müllers Hauptargument lautete, dass die Weihen zu Diakon, Priester und Bischöfen eine theologische Einheit bildeten. Damit aber gilt der kategorische Ausschluss von Frauen vom Priesteramt aus seiner Sicht auch für das Diakonat.
Diese Auffassung wird von der Internationalen Theologen-Kommission des Vatikan gestützt. Sie äußerte sich 2003 in einem Dokument zu "Entwicklung und Perspektiven" des Diakonats skeptisch zu einer möglichen Zulassung von Frauen. Auch das wichtigste Beratungsgremium der Glaubenskongregation gab zu bedenken, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und seither das kirchliche Lehramt die Einheit der Weihen zum Diakon, Priester und Bischof stark betonten. Zudem schreibt das Gremium renommierter Theologen aus aller Welt, man könne die Diakonissen der Urkirche nicht einfach mit den Diakonen von heute gleichsetzen. Die Theologen-Kommission selbst nimmt jedoch nicht abschließend Stellung zu der Frage. Sie regt eine endgültige Klärung durch das kirchliche Lehramt an.
Einen möglichen Ausweg sehen manche darin, Diakoninnen nur einen Segen und keine Weihe zu spenden. Ein solches Modell hatte Kurienkardinal Walter Kasper bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe 2013 in Trier ins Spiel gebracht. Als Vorbild nannte Kasper die besondere Diakoninnentradition in der Alten Kirche, die auch in den Ostkirchen weiterlebt. Die "Weihe" könnte in diesem Fall kein Sakrament sein wie bei der Priesterweihe, sondern zu den "Sakramentalien" gehören, vergleichbar etwa der Jungfrauenweihe oder der Äbtissinnenweihe. Auch damit wird sich demnächst möglicherweise eine päpstliche Studienkommission befassen.
Quelle: kathpress