Lutherjahr sollte auch ökumenische Fortschritte bringen
Der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl plädiert dafür, das anstehende Reformationsgedenken nicht nur als Festjahr zu begehen, sondern es zu nutzen, um der Ökumene einen neuen Schwung zu geben. Konkret erhofft sich der Ökumene-Experte Fortschritte bei der Frage der Eucharistiegemeinschaft: Ein gemeinsames Papier zu der Frage sei "längst überfällig" - schließlich seien die theologischen Vorarbeiten schon weit gediehen, "aber es fehlt die letzte Konsequenz". Für diese erhoffe er sich nun den Rückenwind des Reformations-Gedenkjahres, so Krätzl im "Kathpress"-Interview.
Konkrete Fortschritte seien um so dringlicher, wenn man bedenke, dass der zentrale, bis dato kirchentrennende Stolperstein - die Frage der Rechtfertigung - mit einer gemeinsamen Erklärung bereits 1999 aus dem Weg geräumt wurde. Damals habe Kardinal Walter Kasper die Hoffnung geäußert, dass ein ähnliches Dokument zur Eucharistie bald folgen könne, erinnerte sich Krätzl. Nachdem nun 17 Jahre ins Land gegangen seien, sei es dringend Zeit, an dieses ökumenische Ziel zu erinnern: "Ich glaube, da ist das kommende Luther-Jahr ein guter Ansporn, in diese Richtung einen Schritt weiterzugehen".
Der Klärung harre außerdem noch die Frage, was überhaupt das Ziel der Ökumene heute sei, so der Weihbischof weiter. "Das scheint heute nicht mehr so klar zu sein - und auf diese Frage hätte ich gerne eine Antwort". Insgesamt hoffe er, dass das Reformationsgedenken auch ein "Jahr der Besinnung" werde, in dem sich alle christlichen Konfessionen gleichermaßen fragen sollten, welchen Anteil an der Reformation sie selbst verantworten hätten. "Insofern halte ich auch Bußgottesdienste für richtig, da an der Reformation viele gleichermaßen 'schuld' hatten und Leid verursacht haben."
Quelle: kathpress