Kirche soll "Zeitfenster Urlaub" besser nutzen
Die Urlaubszeit bietet ein bisher noch wenig genütztes Zeitfenster für besondere Seelsorge-Bemühungen: Das haben Marketingexperten den Kirchen bei der am Mittwoch zu Ende gegangenen Salzburger Fachtagung "Chancen Tourismuspastoral" dargelegt. So könnten etwa kirchenferne Menschen in den Ferien besser erreicht werden, erklärte Martin Spantig, Geschäftsführer der Bayern Tourismus Marketing GmbH. "Gute Marketingstrategien verlangen den richtigen Zeitpunkt. In dem Zeitfenster 'Urlaub' suchen die Menschen Stille und nach Zeit, ihr Leben zu reflektieren", so der Fachmann in einer Aussendung der Erzdiözese Salzburg.
Auf beiden Seiten habe es bislang Versäumnisse gegeben, so Spantigs Einschätzung. Seitens des Tourismus sei etwa der "Teilmarkt spiritueller Tourismus" lange Zeit unterschätzt worden. Wie bei der Tagung mit 70 Teilnehmern sichtbar wurde, gab es in den jüngsten Jahren jedoch ein Umdenken: Spirituelle Angebote hätten sich mittlerweile als attraktive Ergänzung für Tourismusstandorte entwickelt, zumal die gesellschaftliche Nachfrage nach spirituellem Angebot gesichert sei.
Auf die Suche nach Sinnfindung, Spiritualität und Abstand zum Alltag hätten die Kirchen durchaus Angebote, von denen der Tourismus profitieren kann, erklärte Hermann Signitzer, Referent für Tourismuspastoral der Erzdiözese Salzburg und einer der Initiatoren der dreitägigen ökumenischen Veranstaltung. Für eine künftig verstärkte Zusammenarbeit beider Seiten wolle man nun konkrete gemeinsame Angebote erarbeiten und dabei "der Kreativität freien Lauf lassen". Pfarren, spirituelle Zentren, die Natur und der öffentliche Raum seien dabei geeignete "Begegnungsräume"; Signitzer hob hier das gemeinsam mit den bayrischen Kirchen umgesetzte Projekt "Bergspiritualität" (www.bergspiritualitaet.com) hervor.
Wirtshaus und Motorräder
Um Mut für neuartige Konzepte warb auch Robert Hintereder vom Fachbereich Tourismus und Sport der Erzdiözese München-Freising. "Kirche und Wirtshaus - warum nicht? Kirche ist nicht nur etwas Schweres - Sie hat auch mit Lebensfreude zu tun", so der Experte. Tourismus und Kirche hätten schließlich das gemeinsame Ziel, "dem Gast etwas Gutes zu tun".
Johann Kleinhofer, Geschäftsführer vom Mariazell Tourismus lobte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern als gutes Vorbild für touristische Vermarktung von kirchlichem Angebot. Motorradgottesdienste und Radwegkirchen würden die Menschen in ihrer individuellen Lebenswirklichkeit abholen. Alle Beteiligten müssen am selben Strang ziehen, wenn Maßnahmen gelingen sollen: "Alleine geht's nicht. Den Touristikern nimmt man keine spirituellen Inhalte ab, wenn sie nicht von der Kirche mitgetragen werden", so Kleinhofer.
Quelle: kathpress