Caritas lässt Asylwerber Möbel bauen
"Social Furniture": Unter diesem Titel ermöglicht die Caritas Wien in dem von ihr betreuten Flüchtlingsquartier Erdberg ein Projekt, das auf ihren Bescheid wartenden Asylwerbern eine sinnvolle Beschäftigung gibt. Und damit einen Integrationsbeitrag leistet, wie Irmgard Joo, Leiterin des Caritas-Hauses Erdberg, am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) betonte. Es sei wichtig, sonst zur Untätigkeit verurteilte Menschen zu beschäftigen, "ihre Talente zu fördern, ihnen Alltagsstruktur zu bieten", erklärte Joo.
Rund 600 Heimatvertriebene leben derzeit in der früheren Zollamtsschule, die nun von der Caritas und dem Samariterbund im Auftrag des Fonds Soziales Wien als Flüchtlingsquartier betrieben wird. Die Bewohner verwandeln seit Jänner Holzplatten - die bekannten "Doka"-Schalungsplatten, die das Mutterunternehmen Umdasch kostenlos zur Verfügung stellt - in Gemeinschaftsmobiliar für Küche, Friseursalon oder Tischtenniszimmer. Konzipiert hat "Social Furniture" das Designbüro "EOOS" als Beitrag zur heurigen Architektur-Biennale in Venedig, die seit Mai und noch bis Ende November geöffnet ist. 18 Möbeltypen, die recht simpel getischlert werden können, hat das Team entworfen. 300 Möbel sind schon fertig, weitere 500 gerade in Arbeit.
Mehr als 100 Bewohner haben sich an dem Projekt bereits beteiligt, entlohnt werden die Werkstattmitarbeiter mit 3,5 bis 5 Euro pro Stunde. Das Geld firmiert unter "sozialtherapeutisches Taschengeld", weil die Bezahlung von Arbeit für Flüchtlinge rechtlich nicht allzu einfach ist.
Genau das kritisierte der Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner gegenüber der APA. Klar, man müsse hier behutsam umgehen, aber "mir tut fast weh, wie hier derzeit diskutiert wird", verwies er auf die politische Debatte um Ein-Euro-Jobs in Zusammenhang mit gemeinnütziger Arbeit. Er forderte, den Arbeitsmarkt für Asylwerber nach sechs Monaten stufenweise zu öffnen.
Flüchtlinge im Fokus der Biennale
"Social Furniture" hatte bereits bei der Eröffnung der Architektur-Biennale in Venedig für Aufsehen gesorgt. Unter dem Titel "Orte für Menschen" wurden und werden dort Caritas-Unterkünfte für Heimatvertriebene präsentiert, die drei Architektur- und Designteams - neben "EOOS" auch "Caramel-Architects" und "the next ENTERprise-architects" - in drei Gebäuden in Wien zur temporären Unterbringung von Menschen in laufenden Asylverfahren geschaffen haben.
Kulturminister Thomas Drozda sagte bei der Eröffnung des Österreich-Pavillons am 26. Mai, die drei in Wien realisierten Wohnprojekte, in denen von der Caritas betreute Flüchtlinge unterschiedlich lange ein interimistisches Quartier finden, rückten Räume menschenwürdigen Zusammenlebens in den Mittelpunkt. Es werde deutlich, dass Architektur mehr sei als das Bauen von Gebäuden, so Drozda damals; sie könne auch "Antworten auf aktuelle Probleme geben".
Quelle: kathpress