Vor 20 Jahren gegründete Hochschule Trumau "visionär"
Das "Internationale Theologische Institut/Hochschule Trumau" (ITI) hat am Wochenende mit ITI-Großkanzler Kardinal Christoph Schönborn, Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen sowie Bischöfen aus England, Frankreich, Österreich und Rumänien sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Damit verbunden waren eine Altarweihe in der Byzantinischen Kapelle Schloss Trumau sowie die Weihe des Hochschul-Festsaals. Kardinal Schönborn nannte die Prinzipien der Hochschule Trumau in seiner Ansprache "visionär".
Insbesondere das Prinzip, sich auf das Studium der Werke der "großen Meister" der Theologie zu konzentrieren - "und dazu gehört auch ein gewisser Joseph Ratzinger" - sei im deutschsprachigen Raum einzigartig, sagte der Wiener Erzbischof. Diese mit einem "Ad-fontes-Schwerpunkt" verbundene Hochschulform habe das ITI damals über seinen Gründungsrektor Michael Waldstein aus den USA importiert. Waldstein habe den Mut gehabt, mit einer großen Familie eine gut abgesicherte Universitätsprofessur in den USA aufzugeben und das riskante Abenteuer des ITI-Aufbaus zu beginnen, so Schönborn.
Beim vorangegangenen Gottesdienst im Gedenken an die Tagesheilige Therese Martin (Therese von Lisieux; 1873-1897) erinnerte der Kardinal, dass der mystische Weg der Französin mit dem Gebet um Bekehrung für einen Todeskandidaten - den verurteilten Dreifachmörder Henri Pranzini - begonnen habe. Pranzini, den Therese "mein Kind" nannte, hatte kurz vor seiner Hinrichtung seine Tat bereut und sich bekehrt. Weil Papst Johannes Paul II., der immer ein "Päpstliches Institut mit Standort Österreich" wollte, den Festtag von Therese als Gründungstag für das ITI festgelegt hatte, seien die Studenten des Instituts "ebenfalls Kinder" dieser großen Heiligen und Mystikerin - "und zwar genauso wie der bekehrte Mörder Pranzini", so Schönborn.
ITI-Rektor Christiaan Alting von Geusau hob die große Unterstützung der Arbeit durch den Wiener Erzbischof seit 1994 hervor. Damals hatte Papst Johannes Paul II. die Österreichische Bischofskonferenz beauftragt, eine ähnliche Einrichtung wie das damals wegen interner Probleme geschlossene, vom Papst jedoch sehr geschätzte Kolleg für kirchliche Ehe- und Familienlehre in der Diözese Roermond zu gründen.
Mensch "Statthalter und nicht Herr der Welt"
Der Frankfurter Religionsphilosoph Jörg Splett hob in seinem Festvortrag hervor, dass Religion dazu ermutige, die Welt anzunehmen, sie zu erforschen, zu gestalten und zu kultivieren. Der Gottesbezug halte gleichzeitig das Bewusstsein wach, dass sich der Mensch "als Statthalter und nicht Herr der Welt zu verantworten hat".
Religion ermögliche dem Menschen, seinem Schöpfer zu danken. "Wer glaubt, hat eine Adresse für seine Dankbarkeit, das hat der Atheist nicht. Wer glaubt, der erkennt, dass die Schöpfung an uns gerichtet ist", so Splett.
Das ITI war mehfach Schauplatz international besetzter Tagungen, jüngst etwa im Verbund mit dem "Neuen Schülerkreis von Kardinal Ratzinger/Papst Benedikt XVI". Zu der ökumenischen Tagung im Vorfeld des Gedenkjahres zu 500 Jahre Reformation war auch der Präsident des Päpstlichen Ökumenerats, Kardinal Kurt Koch, in die "Hochschule des Wiener Kardinals" gekommen.
Angeboten werden in Trumau weiters Kurse für Manager und Politiker. Ein neuer "Bachelor of Arts" befindet sich laut den Verantwortlichen in Planung.
Markenzeichen der durch Spenden und Studienbeiträge finanzierten kirchlichen Hochschule sind die Internationalität der Ausbildung, der Schwerpunkt auf Ehe und Familie sowie die gesamteuropäische Ausrichtung. Die rund 80 Studierenden in Trumau kommen aus mehr als 15 verschiedenen Ländern, dementsprechend werden die Lehrveranstaltungen auf Englisch abgehalten. Rund ein Viertel der Absolventen sind Priester und Ordensleute. Zum besonderen Charakter der Hochschule gehört die Verbindung der kirchlichen Traditionen des Ostens und des Westens.
Untergebracht ist das ITI seit 2009 im Renaissanceschloss Trumau bei Baden, einer ehemaligen Sommerresidenz der Äbte von Heiligenkreuz. Zuvor war das Institut in der Kartause Gaming beheimatet. Neben einer fundierten theologischen Ausbildung wird auch auf die spirituelle Bildung sowie das Miteinander-Leben auf dem Campus Wert gelegt. Zusätzlich zu den Vorlesungs-, Seminar- und Verwaltungsräumen im sanierten Schlossgebäude wurden dafür auf dem Campus in Trumau auch Wohnungen für Studierende, Professoren und deren Familien errichtet. (Informationen: www.iti.ac.at).
Quelle: kathpress