Papst warnt vor Gewöhnung an "kirchliches Mikroklima"
Bei seinem Georgien-Besuch hat Papst Franziskus die katholische Minderheit des Landes zu Offenheit und Dialog aufgerufen. "Es tut nicht gut, sich an ein geschlossenes kirchliches Mikroklima zu gewöhnen", sagte er am Samstag bei einer Messe im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis. Die Katholiken sollten den Mut aufbringen, "die Türen zu öffnen"; sie brauchten "weite und offene Horizonte", so der Papst in seiner Predigt.
In Georgien leben nach vatikanischen Angaben 112.000 Katholiken, die meisten Angehörige katholischer Ostkirchen. Die Bevölkerungsmehrheit gehört der georgisch-orthodoxen Kirche an. Die ökumenischen Beziehungen gelten als schwierig.
Franziskus ermutigte die Katholiken, nicht in Erstarrung und Pessimismus zu verfallen. Die Kirche müsse ein "Haus des Trostes" sein. Christen seien daher aufgerufen, auch dort, wo sie auf Verschlossenheit stießen, "Hoffnung zuzusprechen, den Entmutigten aufzurichten, das Licht Jesu zu bringen, die Wärme seiner Gegenwart, die Stärkung seiner Vergebung", sagte der Papst.
Weiter mahnte Franziskus die katholische Kirche des Landes, die "unverfälschte Einfachheit des Evangeliums" zu leben. Sie dürfe sich nicht auf "Funktionalismus und der Organisationseffizienz" verlassen. Die Kirche müsse zuhören und dienen.
Der Gottesdienst in dem für 27.000 Besucher ausgelegten Micheil-Meschi-Stadion war die größte Zusammenkunft des Papstes mit katholischen Gläubigen in Georgien. Allerdings blieben viele Ränge leer. Wie am Vortag demonstrierten einige Dutzend orthodoxe Georgier gegen den Papstbesuch. An der Messe nahm auch Staatspräsident Giorgi Margvelashvili teil.
Vor der Messe unternahm Franziskus im Stadion eine Rundfahrt in einem Elektromobil. Während des übrigen Besuchsprogramms verzichteten die Organisatoren wegen des geringen öffentlichen Interesses auf den Einsatz eines offenen Wagens für den Papst.
Quelle: kathpress