Nicht ein einziges schönstes Erlebnis, sondern viele...
Zur KJ sei sie gekommen, "weil mich ein Freund von mir mitgenommen hat", erzählt Vera Hofbauer, die KJ-Vorsitzende, im Innenhof des Erzbischöflichen Palais in der Wiener Innenstadt. Die KJ lud am 2. Oktober zu ihrem 70-jährigen Gründungsjubiläum zu einem Festgottesdienst in den Wiener Stephansdom und danach zu einer Agape.
"Dieser Freund hat gesagt, da gibt es ein Team von Ehrenamtlichen, die sich bemühen, die Jugendarbeit in unserem Vikariat mitzugestalten", berichtet Hofbauer weiter. "Das war mein erster Kontakt mit der Katholischen Jugend." Ziemlich bald hat man sie dann auf den KJ-Kongress mitgenommen: "Dadurch hat sich der Kontakt noch verstärkt und ist bis heute nicht abgerissen." Dieser Weg hat Vera Hofbauer schließlich bis auf die Bundesebene geführt.
"Es gibt nicht ein einziges schönstes Erlebnis mit der KJ, sondern viele", findet sie. "Vor allem die Erfahrung, dass man gemeinsam am Weg ist, die Gemeinschaft innerhalb der katholischen Jugend spürbar ist, dass man ein gemeinsames Ziel hat."
Hofbauer wünscht sich, dass sich die KJ über die nächsten Jahre "weiterhin für die Jugendlichen stark macht und versucht, ihnen innerhalb der Kirche ein Sprachrohr zu sein". Gleichzeitig soll sie der Jugend helfen, eine Begegnung mit Jesus zu finden.
"Jugendbischof": Jung, katholisch, KJ-affin...
Weihbischof Stephan Turnovszky ist seit sieben Jahren Leiter des Referates für Kinder- und Jugendseelsorge der Österreichischen Bischofskonferenz. Der "Jugendbischof" sieht die Katholische Jugend vor Herausforderungen, die durch den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre bedingt sind.
"Die Bedeutung der KJ ermisst sich sowohl aus ihrer Vergangenheit, als auch aus ihrer Gegenwart", ist er überzeugt. Ihre Wurzeln liegen zurück in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Jahrzehnte seitdem sind so geprägt wie das Leben der ganzen katholischen Kirche in Österreich: "Da gab es sehr große Beteiligungen und sehr schwierige Zeiten." Die besonders erfolgreichen Zeiten waren die der weiten volkskirchlichen Beteiligungen in den 50er und 70er Jahren. "Nicht nur Jugendgruppen, sondern auch Jungschargruppen überall."
"Die schwierigen Zeiten versteht man erst aus dem Kontrast dieser Vergangenheit", meint der Jugendbischof und setzt nach: "Die Schwierigkeit kommt in erster Linie aus dem gesellschaftlichen Wandel, den wir erleben." Turnovszky ist der Ansicht, dass die Katholische Jugend sehr gut auf die Lebenssituation der Menschen von heute schaut, sie aber nicht automatisch zu Mitgliedern macht, "wie das früher war".
Dazu käme noch, dass es viele katholische junge Leute gäbe, "die jung und katholisch sind – aber eben nicht KJ-affin. Das ist etwas Neues, das wir erst seit zwei, drei Jahrzehnten kennen", so Turnovszky. Diesen Herausforderungen will der Weihbischof begegnen, indem er "sehr offen" mit der KJ über diese spricht, "weil es eben Herausforderungen an das Selbstverständnis sind".
Für die Katholische Jugend wünscht er sich, "dass sie weiterhin gut hinschaut auf die Lebensrealitäten junger Menschen und sie in Zusammenhang bringt mit dem, der Leben in Fülle geben kann – Jesus Christus".
Autor: Matthias Höllerbauer
Dieser Text sowie das Dossier "70 Jahre Katholische Jugend Österreich" wird von den Studierenden der Katholischen Medienakademie KMA verantwortet.