Flüchtlingskoordinator Konrad hat "enorm viel bewegt"
Caritas-Präsident Michael Landau hat dem scheidenden Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Christian Konrad, für dessen großen persönlichen Einsatz gedankt. "Er hat enorm viel bewegt und gezeigt, was Zivilgesellschaft zu leisten im Stande ist", sagte Landau am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Kathpress". Als "Motor in der Unterbringung und Integration" der Flüchtlinge sei Konrad ein wichtiger Ansprechpartner gerade auch für die Caritas und andere Hilfsorganisationen gewesen.
"'Wer will der kann': Ich würde mir wünschen, dass sich dieses Motto von Christian Konrad alle in das Stammbuch schreiben, beginnend mit der Bundesregierung", sagte Landau. Er bedauere, dass Konrads offizielles Amt nun ende. "Schade, dass sich die Regierung nicht darauf verständigen konnte, weiter auf seine Expertise und sein Engagement zu setzten. Ich hätte mir gewünscht, dass er weiter macht. Es ist noch viel zu tun", betonte der Caritas-Präsident.
Der langjährige Raiffeisen-Manager Konrad war im August 2015 angesichts der starken Flüchtlingsbewegungen und einem völlig überfüllten Aufnahmelager Traiskirchen zum Regierungskoordinator bestellt worden. Nun wurde sein Mandat von der SPÖ-ÖVP-Regierung nicht verlängert und läuft mit Ende September aus.
Konrad selbst zog am Dienstagabend im Wiener Management Club eine Bilanz seiner Tätigkeit als Flüchtlingskoordinator. Ausdrücklich lobte er dabei noch einmal das Engagement der Zivilgesellschaft, die als einzige vorbereitet gewesen sei. "Jene, die zu Hause alles liegen und stehen gelassen haben, um zu helfen: die hatten einen Plan", sagte Konrad. Österreich habe "unglaubliche Möglichkeiten, und die Menschen in diesem Land haben gezeigt, dass sie bereit sind auch in einer schwierigen, überraschenden Situation toll zu reagieren".
In Zusammenarbeit mit vielen anderen habe er mit seinem Team einen Beitrag dazu geleistet, dass Flüchtlinge, die nach Österreich gekommen sind, "eine ordentliche Unterkunft haben und jene, die durchgezogen sind, ordentlich betreut wurden". Als Flüchtlingskoordinator bemühte sich Konrad dabei um direkten Kontakt zu Bürgermeistern und Gemeinden, um die Kapazitäten im Asylwesen und bei Integrationsmaßnahmen aufzustocken. Oft trat er dabei als Vermittler zwischen Politik, Behörden und Zivilgesellschaft auf.
Gezeigt habe sich unter anderem, dass dort, wo Gemeinden täglichen Kontakt und praktische Erfahrungen mit Flüchtlingen haben, "die diffusen Ängste in den Hintergrund treten", resümierte Konrad, der explizit auch die Gemeinden lobte. "Die Bürgermeister waren wichtige Partner bei der Quartiersuche und sind es jetzt bei der Integration", sagte er. Seine Erfahrung in all diesen Dingen: "Wer will, der kann. Aber dieser Wille ist nicht überall gleich stark ausgeprägt."
Eher skeptisch äußerte sich Konrad zu den Regierungsplänen rund um Asylobergrenze und Notverordnung, die für nicht als oberste Priorität haben. Zentral hingegen sei die Integration der Flüchtlinge mit Sprache sowie Beruf und Ausbildung, betonte er. Die zehntausenden geflüchteten Menschen seien schließlich bereits im Land. "Die Integration ist nicht vor uns, wir sind mitten drin", unterstrich er.
Auch ohne offizielle Funktion will Konrad in der Flüchtlingshilfe und sozial aktiv bleiben. Viele Menschen würden sich an ihn wenden, sagte der scheidende Flüchtlingskoordinator. "Denen versuche ich selbstverständlich weiter zu helfen."
Quelle: kathpress