Telefonseelsorge Oberösterreich: Im Vorjahr über 20.000 Kontakte
Seit 1966 beraten Mitarbeiter der Telefonseelsorge Oberösterreich Menschen in Not. Im Rückblick zeigt sich, dass dieses Angebot ein Erfolgsmodell ist: So stieg die Nachfrage in den vergangenen 50 Jahren um das Zehnfache. Registrierte die Telefonseelsorge vor 50 Jahren noch 1.568 Anrufe, so führten die 75 ehrenamtlichen Mitarbeiter 2015 mehr als 20.000 Beratungsgespräche. Seit 2012 gibt es auch ein Online-Angebot mit der Garantie, dass innerhalb von 48 Stunden auf eine Anfrage reagiert wird. Organisiert wird die Telefonseesorge von der evangelischen und katholischen Kirche.
Die prinzipielle Aufgabe ist im letzten halben Jahrhundert gleich geblieben: "Zuhören, verstehen, ermutigen", beschreibt Silvia Breitwieser, Chefin der Telefonseelsorge in Oberösterreich, im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" am Dienstag die Arbeitsweise der Telefonseelsorge. Verändert haben sich allerdings die Sorgen der Hilfesuchenden: Hätten in den 60er- und 70er-Jahren noch existentielle und vor allem finanzielle Fragen im Vordergrund gestanden, drehe sich heute vieles um das Thema Einsamkeit - "weil heutzutage Menschen wirklich alleine sind, nicht nur ohne Partner, sondern auch gänzlich ohne Familienanschluss", so Breitwieser.
Ein immer wiederkehrendes Grundthema sei auch der Zweifel, ob das Leben angesichts Scheidung, Krankheit, Tod und Ängsten gelingen könne. Zugenommen hätten auch psychische Erkrankungen. Viele litten unter den eigenen, hohen Ansprüchen. "Da geht's nur mehr um Leistung und Arbeit - dann braucht es bei manchen nicht viel - und schon kippt das seelische Gleichgewicht."
60 Prozent der Anrufer waren 2015 Frauen, 40 Prozent Männer. Männer seien grundsätzlich gesprächiger geworden und könnten sich mehr und früher öffnen. Die klassischen Themen seien beim männlichen Geschlecht der Verlust des Jobs oder das Besuchsrecht von Kindern nach einer Scheidung.
Am Freitag feiert die Telefonseelsorge ihr 50-jähriges Bestehen im Linzer Ursulinenhof mit einem Festakt. Angekündigt haben sich Superintendent Gerold Lehner, Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer und Landeshauptmann Josef Pühringer. Bei einer Gesprächsrunde diskutieren Diözesanbischof Manfred Scheuer, der deutsche Psychologe Hilarion Petzold, Familiencoach Martina Leibovici-Mühlberger und der Wiener Psychiater Nestor Kapusta.
Die Telefonseelsorge Oberösterreich ist eine Einrichtung der katholischen und evangelischen Kirche. Unter der Notrufnummer 142 ist der Dienst täglich rund um die Uhr erreichbar. Das Angebot ist kostenfrei, unverbindlich und vertraulich - nicht einmal auf der Telefonrechnung scheint der Anruf auf.
Quelle: kathpress